Rock-Historie Als Clapton zu den Stones wollte...
London - In einem Interview mit dem britischen Magazin "Mojo" sagte Richards, Clapton habe ihm erst kürzlich gebeichtet, wie gerne er damals bei den Rolling Stones eingestiegen wäre. Damals, das war 1974, als die von Party- und Drogen-Exzessen geschüttelte Rockband gerade von ihrem Gitarristen Mick Taylor im Stich gelassen wurde und händeringend nach Ersatz suchte. Die Karriere der Stones hatte zwar gerade erst mit dem Doppelalbum "Exile On Main Street" (1972) einen Höhepunkt erreicht, die nachfolgenden Alben "Goat's Head Soup" und "It's Only Rock'n'Roll" hatten die Strahlkraft des Meisterwerks jedoch nicht erreichen können.
Auch Eric Clapton, weltbekannter Gitarrengott durch sein Mitwirken in Supergroups wie John Mayalls Bluesbreakers, Cream und Derek And The Dominos, hatte ein Problem. Zwar hatte er 1970 erfolgreich eine Solo-Karriere gestartet, sich dann aber in seiner Heroin-Abhängigkeit verstrickt. Im Gegensatz zu den schillernden Stones war Clapton alles andere als ein typischer Rockstar. Der Gitarrist, der später den Spitznamen "Slowhand" bekam, galt als schüchtern und zurückhaltend, was nicht gerade Karriere fördernd war. Keith Richards erzählte in "Mojo", dass Clapton wegen des vakanten Postens offenbar einen Anruf von den Stones erwartet hatte. Doch der kam nicht. "Eric wollte für Mick Taylor einspringen, aber er hat nie etwas davon erwähnt", sagte Richards dem Magazin.
Doch selbst wenn Clapton sich mehr bemüht hätte, wäre der Einstieg in die schon damals legendäre Rockgruppe keineswegs gewährleistet gewesen. Richards hätte den begabten Gitarrero niemals in seiner Band akzeptiert, sagte der Rolling Stone gegenüber "Mojo": "Es gibt bestimmte Typen, die Teamplayer sind, und es gibt Typen, die keine sind. Wenn es jemanden gibt, der fauler ist, als ich es bin, dann Eric".
Die Rock-Annalen wurde natürlich trotzdem fortgeschrieben. Clapton veröffentlichte kurze Zeit später sein Solo-Comeback "461 Ocean Boulevard" und feierte mit dem Album und der Single "I Shot The Sheriff" eine doppelte Nummer eins in den Charts.
Die Rolling Stones brauchten indes etwas länger, um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Nachdem man unter anderem illustre Musikanten wie Jeff Beck hatte vorspielen lassen, einigte man sich Ende 1975 schließlich auf den ehemaligen Faces-Leadgitarristen Ron Wood, der seitdem neben Keith Richards die zweite Gitarre der Stones bedient. Auf dem unausgegorenen Album "Black'n'Blue" (1976) war von Wood allerdings noch nicht viel zu hören. Die Band galt als zerfasert und musste sich neben zahlreichen Solo-Projekten auch noch mit der inzwischen legendären Verhaftung Keith Richards' herumplagen - er war auf einem Flughafen mit Heroin erwischt worden. Erst nach Richards' Entzug konnte die Band wieder durchstarten: Das Album "Some Girls" bescherte den Stones 1978 mit dem discolastigen "Miss You" einen Nummer-Eins-Hit und eine generelle Rückkehr in die oberen Chartregionen. Der Rest ist Geschichte...