Rockband: R.E.M. geben Trennung bekannt
Foto: LEFTERIS PITARAKIS/ APLos Angeles - "Losing my Religion" oder "The One I Love": Auch heute noch scheint kaum ein Radiosender ohne diese Mega-Hits auszukommen - und neue Songs von R.E.M. wird es wohl nicht geben. Die amerikanische Rockband zieht nach drei Jahrzehnten einen Schlussstrich. Am Mittwoch gaben die Musiker um Frontman Michael Stipe auf ihrer Web-Seite die Auflösung der Band bekannt.
"Ich hoffe, dass unsere Fans verstehen, dass dies keine einfache Entscheidung war", erklärte Stipe. "Aber alle Dinge müssen enden, und wir wollten es richtig tun, auf unsere Weise". In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: "Wir gehen fort mit einem tiefen Gefühl von Dankbarkeit, von Endgültigkeit und mit Erstaunen über all das, was wir erreicht haben. An jeden, der jemals von unserer Musik berührt wurde, unser tiefster Dank fürs Zuhören."
R.E.M. gelten als eine der einflussreichsten Rockbands der letzten Jahrzehnte - in musikalischer Hinsicht ohnehin, aber auch mit ihrem politischen Engagement. Die Band steht als Synonym für Political Correctness: Gleichberechtigung, Frieden, Umweltschutz waren die Themen, für die sie eintrat. Vehement sprachen sich Stipe und Co. gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan aus, besonders erzürnte sie die Meldungen, wonach Terrorverdächtige in Guantanamo auch mit Musik von R.E.M. dauerbeschallt worden sein sollen, um sie zu Aussagen zu bewegen.
Die Band aus dem US-Bundesstaat Georgia mit Stipe, Bassist Mike Mills, Gitarrist Peter Buck und Drummer Bill Berry hatte sich 1980 gegründet. Kurz darauf machte sie mit dem Song "Radio Free Europe" Furore und war bald der Geheimtipp der Indie-Szene. Regelmäßig platzierten sich ihre Singles in den amerikanischen College-Radio-Charts, bereits im Jahr 1983 traten R.E.M. als Vorband auf den US-Konzerten der britischen Superstars von The Police.
"Die Kunst auf einer Party ist zu wissen, wann es Zeit ist zu gehen"
Kritiker und Fangemeinde waren vor allem von der eigentümlichen und ungewöhnlichen Mischung von Punk- und Folk-Elementen angetan, dazu gesellten sich die verrätselt-poetischen Texte Stipes. Mit dem 1987 erschienenen "The One I Love" schafften die Musiker schließlich auch den kommerziellen Durchbruch.
In den Folgejahren änderte sich der Musikstil der Band erheblich - weg vom Rock, hin zu eingängigen Pop-Nummern. Ab 1991 wurden R.E.M. mit Hits wie "Losing My Religion", "Everybody Hurts", "Imitation Of Life" und "Bad Day" zu weltweiten Superstars. 1997 verließ Schlagzeuger Berry nach gesundheitlichen Problemen die Band.
Sie hätten sich stets wie Brüder geliebt und respektiert, teilte Mills nun anlässlich der Trennung mit. "Es gibt keine Missklänge, kein Zerwürfnis, keine Anwälte, die sich streiten. Wir haben diese Entscheidung zusammen getroffen, freundschaftlich und im besten Interesse für jeden von uns. Es ist einfach der richtige Zeitpunkt". Sie seien eine Gruppe von 19-Jährigen gewesen, die die Welt ändern wollten, schrieb Buck.
Erst im Frühjahr dieses Jahres ist ihr Album "Collapse Into Now" erschienen - das 15. und vorerst letzte der Band. Für den Herbst wird noch ein Best-Of-Album erwartet, auf ihm sollen noch einige neue Songs erscheinen. Bei der Konzeption dieser letzten Veröffentlichung wollen die Musiker erkannt haben, dass sie die Band auflösen wollen.
"Ein weiser Mann sagte einmal: 'Die Kunst auf einer Party ist, zu wissen, wann es Zeit ist zu gehen'", schreibt Michael Stipe zum Abschied auf der R.E.M.-Homepage.
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Trennung in Freundschaft: Mike Mills, Michael Stipe und Peter Buck, gemeinsam besser bekannt unter ihrem Bandnamen R.E.M., trennen sich. "Es gibt keine Missklänge, kein Zerwürfnis, keine Anwälte, die sich streiten. Wir haben diese Entscheidung zusammen getroffen, freundschaftlich und im besten Interesse für jeden von uns. Es ist einfach der richtige Zeitpunkt", schreibt Buck auf der Band-Homepage.
Jahrzehntelang im Rock-Pop-Adel: Schon kurz nach ihrer Gründung als College-Band im Jahr 1980 hatten R.E.M. eine treue Fangemeinde um sich geschart.
Ursprünglich ein Quartett: 1997 verließ Drummer Bill Berry (2.v.r., hier ein Foto aus dem Jahr 1994) die Band - er hatte in den zwei Jahren zuvor enorme gesundheitliche Probleme. R.E.M. standen vor dem Aus, entschieden sich dann aber, als Trio weiterzumachen.
Politische Köpfe: R.E.M. galten als Inbegriff der Politcal Correctness - Gleichberechtigung, Frieden, Umweltschutz waren die Themen, für die sie eintraten. Am vierten Jahrestag des Beginns des Irak-Kriegs am 20. März 2006 traten sie auf dem "Bring 'Em Home Now!"-Konzert in New York auf (Foto) - und bezogen damit klar Stellung für einen schnellen Abzug der US-Truppen.
Frontmann: Viele, die "R.E.M." sagten, meinten eigentlich Michael Stipe. Der Sänger war das bekannteste Gesicht der Gruppe, seine intelligenten und rätselhaften Songtexte trugen zum Kultstatus der Band bei.
Multitalent: Michael Stipe versuchte sich auch immer wieder in anderen Bereichen aus - so als Fotograf und Filmemacher. Hier besucht er im September 2011 mit Courtney Love eine Modenschau in New York.
Letzter Longplayer: Erst im März dieses Jahres erschien das 15. Studioalbum der Band, "Collapse Into Now".
Die Kunst des Abgangs: "Ein weiser Mann sagte einmal: 'Die Kunst auf einer Party ist, zu wissen, wann es Zeit ist zu gehen'", schreibt Michael Stipe zum Abschied auf der Web-Seite der Band.
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