Ronnie-Wood-Memoiren Wüste Tage auf dem Rock-Olymp
Im Rock'n'Roll-Zirkus gehört Ronald "Ronnie" David Wood seit einer gefühlten Ewigkeit zu den ganz großen Nebendarstellern. Als Gitarrist musizierte er fest angestellt mit der Jeff Beck Group, Rod Stewart und den Faces und seit Mitte der siebziger Jahre mit den Rolling Stones.
Nebenher vergnügte er sich mit fast allen aus der Champions League des Rock'n'Roll: mit Jimmy Page, Bob Dylan, George Harrison, Eric Clapton. Zuletzt sorgte der 61-jährige Lebemann und dreifache Vater aber für Wirbel, weil er einer blutjungen kasachischen Barfee nachstellte, sich gehörig voll laufen ließ und seine Ehefrau öffentlich demütigte.
Passend zum Ehe-Radau erscheint nun auch auf Deutsch seine Autobiografie, die angemessen simpel "Ronnie" betitelt ist und alle Menschen begeistern sollte, die nicht genug kriegen können von wüsten Sex-, Drogen- und Rock'n'Roll-Anekdoten. Wer das Werk bewältigt hat, fühlt sich, als hätte er eine lange, bei viel Whisky vergnüglich verplauderte Tresen-Nacht mit dem Autor verbracht.
Es beginnt mit dem Aufwachsen in einer Londoner Sippe von "Water Gypsies", also Arbeitern, die in Lastkähnen auf Kanälen lebten und arbeiteten. Nesthäkchen Ronnie fiel wohl früh als künstlerisch begabt in Malerei und Musik auf.
Groß raus kam er dann in den Sechzigern, spielte sich hoch mit den Birds, sorgte für Eindruck mit Jeff Beck und wurde legendär mit Rod Stewart und den Faces, die die Puppen tanzen ließen wie kaum eine andere Band ihrer Zeit, bis er zu den Rolling Stones wechselte.
Der Mythos vom wüsten Alltag im Rock'n'Roll-Olymp wird hier aufs Herrlichste bedient. Neben endlosen Beischlaf-, Aufreiß-Episoden, Hotelzimmer- Zertrümmer-Anekdoten gibt's natürlich auch einen Satz Rolling-Stones-Schwänke: über Keith Richards und seine Waffenliebe oder die legendäre Nacht, als der stille Charlie Watts das Großmaul Mick Jagger mit der Faust niederstreckte: "Nenn mich nie wieder deinen Drummer!"
Erstaunlich ist an dieser Lebensbilanz vielleicht nur, wie Ronnie Wood trotz massiven Einkommens immer wieder am Konkurs vorbei schrammte. Und mit der jüngst in Aussicht gestellte Reunion der überlebenden Faces um Ronnie Wood und Rod Stewart dürfte er mal eben seine zu erwartende Scheidung finanzieren.
Seine Noch-Ehefrau dürfte allerdings das Abenteuer mit der Kasachin kaum erstaunt haben - falls sie das Buch gelesen hat. Passend lautet der letzte Satz: "Ich weiß zwar nicht, was mir die Zukunft bringen wird, aber eins kann ich versichern: Ich habe noch viel vor."
Buch Ronnie Wood: "Ronnie Die Autobiographie". Aus dem Englischen von Stefan Rohmig. Heyne Verlag, München; 416 Seiten; 19,95 Euro.