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Gestorben Syl Johnson, 85

aus DER SPIEGEL 7/2022
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Jay Blakesberg / Fotex

Er hatte eine dieser Stimmen, die man nie wieder vergisst. Kraftvoll, sinnlich, elegant, aggressiv auch – und immer durchtränkt von einem tiefen Schmerz. In seinen großen Momenten gelang es dem Soul­sänger Syl Johnson, all diese Ge­fühle in Musik zu übertragen, aus dieser Stimme die Leinwand seiner Seele zu machen. Johnson wuchs zwischen Baumwollfeldern in Mississippi auf und zog als Teenager mit seiner Familie nach Chicago. Ende der Fünfzigerjahre nahm er seine erste Single auf und hatte mit »Come on Sock It to Me« 1967 seinen ersten Hit. Songs wie »Is It Because I’m Black«, »I Hear the Love Chimes«, »Any Way the Wind Blows« oder »Take Me to the River« gehören zu den großen Kunstwerken des Südstaatensoul. Seine Lieder waren oft die eines Mannes, der kämpft und sich müht und doch nie das bekommt, was er will – was seiner Lebenserfahrung entsprach, denn der große Durchbruch blieb ihm verwehrt. In den Achtzigern zog Johnson sich aus der Musik zurück und eröffnete eine Restaurantkette in Michigan. Als er Anfang der Neunzigerjahre entdeckte, dass seine Stücke für viele Rapsongs gesampelt worden waren, begann er, Rapper und Platten­firmen zu verklagen – mit dem Geld, das er für seine Rechte bekam, baute er sich ein Haus. Allein für den Song »Different Strokes« sind bis heute Samples in mehr als 300 Stücken nachgewiesen. 2010 erschien eine liebevoll gemachte Box mit Wiederveröffentlichungen seiner wichtigsten Alben – sie führte zu zwei Grammy-Nominierungen. Syl Johnson starb am 6. Februar in Mableton, Georgia.

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