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Die Türkei und der ESC: Nach dem "Sittenverfall"

Foto: Jˆrg Carstensen/ picture alliance / dpa

Eurovision Song Contest Türken singen wieder mit

Erst gab es Probleme mit den "moralischen Standards": Jetzt nimmt die Türkei wieder am Eurovision Song Contest teil - nach drei Jahren Abstinenz.

Als im Jahr 2014 der österreichische Travestie-Star Conchita Wurst den Eurovision Song Contest gewann, freute sich der spätere türkische Europaminister Volkan Bozkir: "Jedes Mal, wenn ich diesen Österreicher sehe, der beim Eurovision Song Contest gesiegt hat, sage ich mir: 'Glücklicherweise gehören wir nicht mehr dazu'."

Ob Herr Bozkir im kommenden Jahr trotzdem einschaltet? Nach dreijähriger Abstinenz wird die Türkei 2016 wieder am Eurovision Song Contest teilnehmen. Nach massiver Kritik seines Landes an dem Schlagerwettbewerb habe es einige "bedeutende Verbesserungen gegeben", sagte der Leiter des staatlichen türkischen Fernsehsenders TRT, Senol Göka, der Zeitung "Milliyet". "Unsere Forderungen werden erfüllt und deshalb werden wir zurückkehren", fügte er hinzu. Es habe nicht nur Probleme mit dem Auswahlverfahren gegeben, sondern auch mit den "moralischen Standards".

Die Türkei hatte zuletzt im Jahr 2012 an dem Wettbewerb teilgenommen. Ein Jahr später verkündete sie den Ausstieg - nach offiziellen Angaben unter anderem wegen niedriger Einschaltquoten. Zudem kritisierten die Entscheider die Regel, dass Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien automatisch und ungeachtet der Qualität ihrer Beiträge einen Platz in der Endausscheidung erhalten. Doch schon damals gab es Vermutungen, hinter der Entscheidung stehe in Wahrheit die Entrüstung der konservativen Regierung über den "Sittenverfall" des Liederwettkampfs.

Die Absage der Türkei kam, kurz nachdem Schweden als Gastgeber des Wettbewerbs von 2013 zwei sich während der Proben küssende männliche Tänzer gezeigt hatte. Seit 2013 veranstaltet die Türkei ihren eigenen Wettbewerb, den Turkvision Song Contest, an dem Länder mit turksprachiger Bevölkerung wie Aserbaidschan oder Kasachstan teilnehmen, aber auch autonome Republiken wie Tatarstan.

eth/dpa
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