Verdienter Big-Band-Leiter Peter Herbolzheimer gestorben

Mit der Einzugsmusik zu den Olympischen Spielen 1972, zahlreichen TV-Auftritten bei Alfred Biolek und als Leiter des Bundesjugendjazzorchesters wurde Peter Herbolzheimer zu einem der profiliertesten Jazzmusiker Deutschlands. Nun ist er mit 74 Jahren in Köln gestorben.
Der Posaunist und Bandleader Peter Herbolzheimer im April 1978: Helmut Kohl ist Fan

Der Posaunist und Bandleader Peter Herbolzheimer im April 1978: Helmut Kohl ist Fan

Foto: Cornelia Gus/ dpa

Köln - Als Peter Herbolzheimer an Silvester 2005 70 wurde, gratulierte ihm Deutschlands derzeit wohl populärster Jazzmusiker öffentlich, "Die Welt" druckte den Brief ab. Till Brönner wünschte dem "lieben Peter" noch lange "den unnachahmlichen Scharfsinn", den er der Szene bitte noch lange nicht ersparen möge. Brönner wurde geschult im Bundesjugendjazzorchester, dessen künstlerischer Leiter Herbolzheimer von der Gründung im Jahre 1987 an war.

Peter Herbolzheimer wurde am 31. Dezember 1935 in Bukarest geboren. Mit 16 Jahren kam er nach Deutschland, verließ das Land aber schon 1953 wieder: "Im Deutschland der fünfziger Jahre habe ich mich nicht wohlgefühlt. Alles war grau in grau, die Atmosphäre im Vergleich mit Rumänien kalt und unpersönlich", sagte er der Nachrichtenagentur dpa im Dezember 2004. Er wanderte nach Detroit aus, wo er sich bei General Motors zum technischen Zeichner ausbilden ließ, aber nebenbei auch in Jazzclubs Gitarre spielte. 1957 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte am Nürnberger Konservatorium, die Posaune wurde sein neues Hauptinstrument.

1969 gründete Herbolzheimer die Band Rhythm Combination & Brass, eine international besetzte Formation von 14 hochrangigen Jazzsolisten. Anfangs waren Jazz-Rockbands wie Chicago oder Blood, Sweat & Tears Vorbilder; Jazz- Größen wie Dizzy Gillespie, Stan Getz, Gerry Mulligan und Albert Mangelsdorff waren Gäste der Band. 1975 wählten Leser und Kritiker des "Jazz-Forums" die Formation zur Big Band Nummer eins in Europa. Und das blieb sie mehrere Jahre. Den großen Jazz-Ensembles gehörte Herbolzheimers Vorliebe: "Um Klänge zu verwirklichen, ist das große Orchester prädestinierter als die Combo, da gestaltet man in jedem Konzert neu. In der Bigband schafft man jedoch etwas, das man wiederholen kann." Zur großen Fan-Gemeinde von Herbolzheimer gehört auch Altbundeskanzler Helmut Kohl.

Zusammen mit Dieter Reith und Jerry van Rooyen komponierte und arrangierte Herbolzheimer die Einlaufmelodien für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1972 in München. Die erfolgreiche Aufnahme dieser Musik brachte ihm eine Goldene Schallplatte ein, zudem wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Einem breiten Publikum bekannt wurde Herbolzheimer durch zahlreiche Auftritte in den Fernsehshows von Alfred Biolek wie "Bio's Bahnhof" oder "Mensch Meier". Herbolzheimer war niemals ein Jazz-Purist, er erarbeitete Bläsersätze für Udo Lindenbergs Panikorchester und arrangierte auch das erste Album, das Manfred Krug nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik als Sänger aufnahm.

1987 erhielt er im Südwestfunk eine eigene Fernsehsendung, "Musik ohne Grenzen - Peter Herbolzheimer und Gäste"; im selben Jahr begann sein Engagement als Leiter des Bundesjugendjazzorchesters. Mit diesem trat Herbolzheimer unter anderem als offizieller Vertreter Deutschlands bei der Krönungsfeier von König Letsie III. von Lesotho auf.

Am Samstag ist Herbolzheimer in einem Kölner Krankenhaus gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.

feb/dpa

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