Gestorben Wayne Shorter, 89

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Es ist sehr selten in der Kunst, dass jemand einen Lauf hat, wie der Saxofonist Wayne Shorter in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre. Shorter war ein wenig jünger als die Musiker, die das heroische Zeitalter des modernen Jazz ab Anfang der Fünfziger begründeten, Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane. Aber er brachte diese Musik zu einer Blüte wie wenige andere: Ob es seine Soloalben jener Jahre waren oder die Platten, die er an der Seite von Davis einspielte: Es sind Klassiker der Moderne, Meisterwerke einer Epoche, in der Jazz alles sein konnte: populär und avantgardistisch, Kunstmusik und Klang der Nachtklubs. Shorter kam aus Newark, New Jersey, und interessierte sich schon als Kind für Comics, Kunst und Musik. Tatsächlich war Shorter immer mehr als ein Musiker – in seiner Zeit bei Davis war er so etwas wie der Hauskomponist der Band, sein Stück »Footprints« ist ein Jazzstandard geworden. Und er war ewig neugierig: Mit Weather Report öffnete er seine Musik für Rockeinflüsse, er arbeitete auch mit Joni Mitchell und der Band Steely Dan zusammen. Dass er sich dem Buddhismus zuwandte, hatte nicht zuletzt mit der Krankheit seiner Tochter zu tun, die als Teenager bei einem Krampfanfall starb – es passte aber auch zu Shorters Art zu spielen, zu den langen melodischen Linien, die er liebte, dazu, wie er seine Musik immer wieder aus dem Moment heraus entwickelte. Wayne Shorter starb am 2. März in Los Angeles.