Missbrauchsvorwürfe gegen Arcade-Fire-Sänger Win Butler »Vielleicht ging alles ein bisschen schnell«

Win Butler: »Sie hat mich nie darum gebeten zu gehen«
Foto: Kevin Mazur / Getty ImagesDie Vorwürfe wiegen schwer: Nach Recherchen der Musikplattform Pichfork beschuldigen drei Frauen den Sänger der kanadischen Rockband Arcade Fire, Win Butler, des sexuellen Fehlverhaltens. Butler habe ihnen im Zeitraum zwischen 2016 und 2020 wiederholt unerwünschte Nachrichten mit anzüglichen Inhalten geschickt. Die Frauen hätten nach eigenen Angaben deutlich zu verstehen gegeben, dass ihnen die Nachrichten unangenehm seien. Trotzdem habe er weitergemacht. »Sorry, ich hasse Sexting wirklich«, zitiert Pitchfork aus einer angeblichen Textnachricht einer Frau. Wegen des Altersunterschieds habe sich der Kontakt falsch angefühlt. Die drei Personen waren zum damaligen Zeitpunkt zwischen 18 und 23 Jahre alt, der Sänger zwischen 34 und 39.
Butler: »Habe das nicht bemerkt«
Pitchfork konfrontierte Butler mit mehreren Screenshots von angeblichen Textnachrichten. In einem Pitchfork vorliegenden Statement gab der Sänger zu: Er habe mit allen vier Personen sexuelle Kontakte gehabt. Die seien aber einvernehmlich gewesen. »Es tut mir sehr leid für jeden, den ich mit meinem Verhalten verletzt habe«, so Butler. Ihm sei nicht bewusst gewesen, »welche Wirkung ich auf die Menschen habe«. Er habe nicht bemerkt, dass die Textnachrichten unerwünscht seien.
Eine der Frauen habe sogar selbst in einer Bar im betrunkenen Zustand vorgeschlagen, miteinander zu schlafen. »Ich hatte kein gutes Gefühl«, so Butler. »Da habe ich sie ins Taxi gesetzt und sorgte dafür, dass sie sicher nach Hause kommt.« Die Frau räumte ein, sie sei betrunken gewesen. An die Nacht könne sie sich nicht im Detail erinnern.
»Er drückte mich gegen die Wand«
Eine vierte non-binäre Person berichtete laut Pitchfork, Butler habe sich auch körperlich unangemessen genähert. Bei einem Treffen habe er seine Hand ohne Einwilligung in die Hose des Gegenübers geschoben. Erst als die Person Unbehagen äußerte, habe er die Hand wieder zurückgezogen. Zwei Tage später sei Butler vor der Wohnung aufgetaucht, obwohl die Person ihn gebeten habe, das nicht zu tun. »Als ich die Tür öffnete, drückte er mich gegen die Wand«, zitiert Pitchfork die Person. »Dort begrabschte er gewaltsam meinen Körper und steckte seine Zunge in meinen Hals.«
Butler bestreitet in seinem Statement, dass der sexuelle Kontakt ohne Einverständnis war. »Vielleicht ging alles ein bisschen schnell«, so Butler. »Aber sie hat mich nie darum gebeten zu gehen.« Nachdem Butler gegangen war, schrieb die Person eine Textnachricht an Butler und entschuldigte sich dafür, die Annäherungsversuche zurückgewiesen zu haben. Damals habe sie gedacht, dass ihr Verhalten »vielleicht tatsächlich seltsam war«. Rückblickend habe die Person erkannt, dass in dem Austausch Manipulation steckte.
Win Butler ist seit rund 20 Jahren mit Bandkollegin Régine Chassagne verheiratet. »Ich liebe Régine von ganzem Herzen«, schreibt Butler in seinem Statement. Er wolle »reinen Tisch machen« mit allen »Fehlern, die ich begangen habe«. Auch für Arcade Fire kommen die Anschuldigungen reichlich ungelegen: Die Band hatte im Frühling nach fünf Jahren Pause ihr neues Album »We« veröffentlicht. Seitdem fanden mehrere Konzerte in den USA statt. Für den Herbst ist eine Europatournee geplant. Im September kommt die Band auch nach Deutschland, mit Auftritten in Berlin, Köln und München.