Song über Charité-Virologen "Wir hoffen, dass Drosten nicht mit uns schimpft"

Die Berliner Punkband ZSK hat ein Lied über Christian Drosten geschrieben. Hier erzählt Sänger Joshi, warum er den Virologen für den "Punk der Wissenschaft" hält.
Ein Interview von Johanna Röhr
Drosten-Fan Joshi, Sänger der Band ZSK

Drosten-Fan Joshi, Sänger der Band ZSK

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Fabian Lippke

SPIEGEL: Bei einer Punkband würde man in diesen Zeiten eher Lieder gegen Rassismus und Polizeigewalt erwarten. Sie haben stattdessen einen Fan-Song über einen Virologen veröffentlicht. Wie kam es zu dem Song über Christian Drosten?

Joshi: Ich saß im Park, hatte kurz darauf einen Termin und wollte noch was Witziges twittern. Also habe ich einen Tweet verfasst, in dem stand: "1.000 Retweets und wir schreiben einen Song, wo wir Drosten abfeiern". Als ich nach eineinhalb Stunden wieder auf mein Handy schaute, waren es schon über tausend Retweets. Da habe ich die anderen Bandmitglieder angerufen und gesagt: "Wir können das jetzt nicht so stehen lassen". Das ist das Ergebnis.

Über die Band
Foto:

Claudia Kasikhina

Die Berliner Punkband ZSK wurde 1997 von vier Freunden gegründet. Seit Jahren bereisen ZSK für Konzerte ganz Europa. Mehrfach waren die Berliner mit den Toten Hosen auf Tour. 2005 starteten ZSK gemeinsam mit anderen Bands wie den Beatsteaks und Culcha Candela ein Projekt namens "Kein Bock auf Nazis". Alle Mitglieder veröffentlichen aus Furcht vor Angriffen nur ihre Vornamen.

SPIEGEL: Sind Sie Drosten-Fan?

Joshi: Es hat uns wütend gemacht, wie Drosten bedroht wird. Wir wollten ihm mit dem Song den Rücken stärken. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute da draußen das offenbar so ähnlich sehen.

SPIEGEL: Im Liedtext sprechen Sie auch den Konflikt mit der "Bild"-Zeitung an, außerdem singen Sie "Schon wieder falsch zitiert bei SPIEGEL ONLINE"...

Joshi: ... oh, ja. Ich hoffe, ihr nehmt das nicht als Diss wahr.

SPIEGEL: Sie spielen damit auf den Vorspann einer SPIEGEL-Meldung an, in der ein Zitat von Christian Drosten verkürzt wiedergegeben wurde. Darüber haben wir uns selber geärgert und die Stelle natürlich korrigiert. Daher ertragen wir auch das falsche SPIEGEL-Logo, welches Sie im Video verwenden.

Joshi: Haben wir das? In Ordnung, dann würde ich sagen, sind wir quitt.  

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SPIEGEL: Christian Drosten selbst hadert oft mit dem Rummel um seine Person.

Joshi: Wir hoffen, dass Drosten nicht mit uns schimpft. Er ist gerade im Urlaub und twittert nicht, deswegen wissen wir nicht, ob er es gesehen hat oder wie er es findet. Aber er ist ein schlauer Typ, er wird schon verstehen, dass wir ihn in Schutz nehmen wollen vor den ganzen Irren da draußen.

SPIEGEL: Erwarten Sie eine Reaktion von ihm?

Joshi: Nein. Wir wurden gefragt, ob wir den Song nicht als Vinyl anbieten können. Wir machen aber nur eine einzige Platte - und die schenken wir Drosten. Sobald er aus dem Urlaub zurück ist, gehen wir zur Charité und versuchen, sie ihm zu übergeben. Hoffentlich hat er da Bock drauf. Sonst legen wir sie ihm einfach hin. Wir wollen ihn ja nicht bei seiner Arbeit stören.

SPIEGEL: Sie nennen ihn in Ihrer Pressemitteilung den "Punk der Wissenschaft". Wie wird man zum Punk der Wissenschaft?

Joshi: Punkrock bedeutet für mich, geradeheraus Sachen zu sagen, die man für richtig hält. Punks sind wütend auf Missstände und wollen die Welt besser machen. Genau das macht Drosten. Dass er sich mit der "Bild"-Zeitung streitet, ist ein krasser Move. Drosten hat wirklich Besseres zu tun, als sich mit fiesen Anfragen auseinanderzusetzen.

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SPIEGEL: Wie haben Sie als Band die Pandemie bisher empfunden?

Joshi: Grundsätzlich ist dieser ganze Lockdown für uns, wie auch für alle anderen aus der Musik- und Veranstaltungsbranche, eine Vollkatastrophe. Wir wollten gerade nach Japan los, wollten den ganzen Sommer Festivals spielen, nächstes Jahr auf Tour gehen. Aber ich will nicht jammern. Andere Leute hängen am Beatmungsgerät. Wenn sich Leute beschweren, dass sie keine Konzerte spielen können, ist das ein Luxusproblem und respektlos gegenüber Menschen, die Angehörige verloren haben oder die es vielleicht selber erwischt hat. Ich verstehe, dass viele Leute wütend sind, bin ich auch. Aber das ist eine Situation, für die niemand was kann, außer vielleicht die verdammte Fledermaus aus Wuhan.

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