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Nachhilfe für Jung-Siegfried

aus DER SPIEGEL 45/1976

Wien feiert Wagners 100-Jahr-»Ring« auf seine Weise. In der Staatsoper ging am vorletzten Sonntag mit Walhall auch der Ruhm des Kammersängers Hans Beirer, 65, endgültig zu Bruch. Nachdem der »letzte Dinosaurier der Opernbühne« (Beirer über Beirer) schon die »Walküre« durch einen bösen Schmiß aufs Spiel gesetzt hatte, mußte er in der »Götterdämmerung« ungewöhnlichen Nachhilfeunterricht nehmen. Als der betagte Jung-Siegfried im dritten Akt total daneben geriet, versuchte der Dirigent Horst Stein, ihm durch unüberhörbares Zählen -- »drei, vier« -- den richtigen Takt beizubringen. Als der Tenor Minuten später abermals patzte, sang Stein ihm den Part laut und korrekt vor. Das perplexe Publikum, in Beirer-Clique und Stein-Fans gespalten, bedachte das Dirigenten-Solo mit Buhs und Bravos.

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