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FILM Neu in Deutschland

aus DER SPIEGEL 4/1952

GIFT IM ZOO (Deutschland). Unaufgeklärte Tiermorde im Frankfurter Zoo waren Ausgangspunkt dieses zwei Jahre alten Projekts, aus dem Produzent Matthes gegen alle widrigen Umstände (SPIEGEL Nr. 50/51) einen der seltenen, sauberen Unterhaltungsstreifen der deutschen Produktion herausfilmte. Regisseur Müller verzichtete auf naheliegende psychologische und kriminalistische Spannungsmomente, konzentrierte die Story auf die krankhaften Motive eines geltungssüchtigen Oberwärters (Ernst Schröder) und ließ dem Publikum keinen Spielraum für Kombinationen und für Phantasie. Wirkungsvoller Hintergrund: Hagenbecks Tierpark. (camera.)

DAS SKANDALÖSE MÄDCHEN (USA). Regisseur Henry Levin macht den amerikanischen Pin-up-Kult der Kalenderzeichnungen im Film lebendig und bedient sich dazu einer nichtigen Handlung und zahlreicher junger Damen, denen zur Ergänzung ihrer überperfektionierten Schönheit nichts weiter fehlt als ein bißchen Ausdruckskraft. Ilse Werner pfeift und singt unsichtbar synchron. Als »Girl of the Year« scheint Joan Caulfield dem amerikanischen Frauen-(Film)-Ideal am meisten zu entsprechen. Nur anspruchslose Zuschauer sind angesichts von soviel Pin-up nicht völlig »down«. (Columbia.)

NACHTS AUF DEN STRASSEN (Deutschland). Eric Pommers erstes Nachkriegsunternehmen (SPIEGEL Nr. 45/51), ein Film um die Autobahn und den fernlasttreckenden Hans Albers, blieb auf halbem Wege stecken. Von seinen drei selbstproklamierten Zielen - zu unterhalten, nachdenklich zu stimmen und das »heutige Deutschland« zu zeigen - erreichte der ehemalige Ufa-Mann Pommer das erste ganz, das zweite beinahe und das dritte gar nicht. Während des Fernlastfahrers Lederjacken-, Tankstellen- und Eigenheimmilieu (mit der stullenschmierenden Lucie Mannheim) genau getroffen wurde, blieb die dunkle Gegenseite mit der sündigen Sirene Hildegard Knef und ihrem Marijuana paffenden Geliebten Marius Goring im typisch deutschen Elends- und Gangsterpathos mattes Klischee. Für Albers die stärkste Rolle seit »Münchhausen«. (NDF/Intercontinental.)

KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN (USA). Die bisher größte Afrika-Expedition in der Filmgeschichte brachte einen optisch und farblich (Technicolor) faszinierenden Filmbericht aus Fluß-Dschungel, Steppe und Wüste, von Elefantenjagden, Neger-Rituals und einer 6000 Tier-Stampede vor einem Steppenbrand mit nach Hollywood. Die Handlungsfäden sind so dünn, die Dialoge so belanglos, daß die Schauspieler (Stewart Granger, Deborah Kerr) wie entbehrliche, aber attraktive Fremdenführer wirken und man die Erfindung des Tonfilms - bis auf die Negertrommeln - verdammt. (MGM.)

DIE MEERE RUFEN (Ostdeutschland). Ein Fischerei-»Aktivist« vom ostzonalen Ostseestrand wird vom amerikanischen Geheimdienst erpreßt, da er - um seine Position zu halten - vertuscht hat, daß er in der NSDAP war. Doch sein linientreues Handeln führt zum Happy-End, zur Wiederaufnahme in die Aktivisten-Gemeinschaft. Hans Klering, Ex-DEFA-Direktor, spielt die Rolle des Fischers mit Stalinbärtchen und Schiebermütze. Läuft nur in Ostdeutschland. (DEFA.)

TOD IM NACKEN (USA). Clark Gable läßt sich als rücksichtslos Kameraden killender Rennfahrer erst dann von einer für Recht, Freiheit und Menschenwürde kolumnierenden Klatschtante zum Opfergang auf der Indianopolis-Bahn bekehren, als sie ihre publizistischen Attacken gegen ihn erotisch untermauert. In einer kritischen Kurvensituation fährt sich Gable durch heroisches Ausweichen auf die Grasnarbe um seinen Sieg und beinahe um seinen Kopf, aber mitten in die Ehe. Kalt-erregendes Milieu der speed-ways und Autozirkusse, der Renn- und Todesfahrer, kommt gut über die Leinwand. Rennaufnahmen, die jeder Wochenschau Ehre machen würden. (MGM.)

TREFFPUNKT RIO (Frankreich). Tiefveranlagte Stewardeß und leichtherziger Pilot (Filmliebespaar Michèle Morgan und Jean Marais) quälen sich dezent, aber ausführlich, bis Beinahe-Todesflug in brennender Maschine Harmonie herbeizwingt. Film spielt vorwiegend auf internationalen Luftlinien, auf denen sich Regisseur Jean Delannoy anscheinend nicht so französisch wie sonst ausbreiten konnte. (Les Films Gibe.)

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