Berichtete über Julian Reichelt und Springer »New York Times«-Medienkolumnist Ben Smith gründet Start-up

Seine Recherchen in der »New York Times« trugen zum Sturz von Julian Reichelt als »Bild«-Chefredakteur bei. Zukünftig will Ben Smith ein eigenes Medienprojekt leiten – mit internationaler Ausrichtung.
Journalist Ben Smith: 200 Millionen akademisch Gebildete als Zielgruppe?

Journalist Ben Smith: 200 Millionen akademisch Gebildete als Zielgruppe?

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Drew Angerer / Getty Images

In nur zwei Jahren bei der »New York Times« ist es dem Journalisten Ben Smith gelungen, mit Medienberichterstattung überdurchschnittlich viel Aufsehen zu erregen. Auch in Deutschland war das zu spüren, als der Artikel des Medienkolumnisten über den Axel Springer Verlag  im Oktober 2021 die Debatte über das Verhalten des damaligen »Bild«-Chefredakteurs Julian Reichelt neu anheizte – mit dessen Rauswurf bei Springer als Folge.

Bevor Ben Smith bei der renommierten »New York Times« anheuerte, war er acht Jahre lang Chefredakteur bei »BuzzFeed«, wo er dem zunächst vor allem für unterhaltende Listicles bekannten Internetportal eine neue journalistische Dimension hinzufügte.

Nun will Smith sein eigenes Medium gründen, wie er unter anderem in einem Artikel in der »Times«  verkündete – und zwar zusammen mit seinem Nachnamensvetter Justin Smith, bisher als Vorstandschef beim wirtschaftsjournalistischen Unternehmen Bloomberg Media tätig. Justin Smith, der sich um die Business-Seite des Start-ups kümmern soll, kündigte die Pläne mit großen Worten bei Twitter an.

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Er habe sich entschieden, einen persönlichen Traum zu verwirklichen, aber auch eine Marktgelegenheit zu nutzen, schrieb der scheidende Bloomberg-Manager: Er wolle »ein globales Nachrichtenmedien-Unternehmen der neuen Art« gründen, das »einem wirklich globalen Publikum« unparteiischen Journalismus präsentieren werde.

Die Betonung des »Unparteiischen« ließ aufhorchen – unter anderem auch die Mitarbeiterin des »New Yorker«, die Ben Smith, für die redaktionellen Inhalte des neuen Projekts verantwortlich, dazu befragte, ob er denn seinen derzeitigen Arbeitgeber, die »Times« nicht als unparteiisch ansehe. Doch wie in dem ganzen Interview  hielt sich Ben Smith auch zu diesem Thema eher bedeckt: »Ich würde es so sagen, dass ich glaube, es gibt ein großes Publikum, das mit Respekt behandelt werden möchte«, sagte Smith und verwies auf die Herangehensweise an Journalismus, für die er in den letzten Jahren gestanden habe.

Lange Planung, kurzfristiger Abschied

Als Zielgruppe des neuen Projekts bezeichnete Ben Smith in mehreren Artikeln »200 Millionen Menschen mit akademischer Bildung, die englischsprachige Texte lesen«. Niemand nehme diese wirklich als ein Publikum wahr. Dabei seien diese Menschen einander ähnlicher als ihren jeweiligen Landsleuten, darauf setze Justin Smith, sagte der erfahrene Medienunternehmer Charles Bradley dem »Wall Street Journal«  zu dem Projekt, von dem er schon vor Monaten erfahren haben will.

Bradley lernte es unter dem Namen »Project Coda« kennen, aber der endgültige Name des Mediums sei noch nicht entschieden, heißt es von den Smiths. Auch über die Details der Finanzierung oder weitere Mitarbeitende geben die Gründer keine Auskunft. Einem Bericht des Magazins »Puck«  zufolge sei die »New York Times« erst vor einer Woche über den bevorstehenden Ausstieg ihres Medienkolumnisten informiert worden.

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»Puck« ist selbst eines der jüngeren Nachrichtenmedien, die in den USA den traditionsreichen Blättern wie der »New York Times«, der »Washington Post« oder dem »Wall Street Journal« Konkurrenz machen wollen. Neben »Axios« wird in diesem Zusammenhang auch oft »Politico« genannt – das Medium, das Axel Springer im Herbst 2021 übernommen hat. Dieses Investment wiederum war der Anlass von Ben Smiths Berichterstattung über Springer-Chef Mathias Döpfner und Julian Reichelt in der »New York Times« gewesen.

feb

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