Obelisken-Kunst im Konjunktiv
»11. März. Dies könnte« -- warum nicht? »ein Tag von historischer Bedeutung sein.« Für diese Möglichkeit steht nun ein zehn Meter hoher Marmor-Obelisk im
Berlin-Charlottenburger Schloßpark. Errichtet und viersprachig beschriftet hat ihn der jugoslawische Konzeptkünstler Braco Dimitrijevic, der gleichzeitig beim Karlsruher Kunstverein seine Arbeiten ausbreitet
ein Werk im Konjunktiv. »Dialektische Kapellen' konfrontieren die Büsten berühmter Maler mit denen zufällig ausgewählter, zufällig unberühmter Straßenpassanten. Deren Photo-Porträts plakatiert der Künstler riesig und öffentlich zur Verwirrung des Publikums, während er Transparente mit Politikerköpfen als potentielles »Werk von Braco Dimitrijevic« in Anspruch nimmt. Beliebigkeit der Auswahl und Bewertung: Jeder Schauplatz könnte »von historischer Bedeutung sein« wie jene Ecke in des Künstlers Heimatstadt Sarajevo, an der 1914 der Attentäter stand und an der deswegen Vater Vojo Dimitrijevic 1949 ein Mahnmal installierte. Im Park Charlottenburg freilich hätte schon nach barocken Plänen ein Obelisk nicht nur stehen können, sondern auch stehen sollen.