Opels Werkschutz
schlug zu, als sich unlängst ein verdächtiger Zaungast im Tannenwald am Opel-Versuchsgelände Dudenhofen (bei Offenbach) aufhielt: Ein Teleobjektiv. das kaum sichtbar aus einem Schlitz seiner Einkaufstasche lugte, hatte den Prototypen-Jäger entlarvt. Die Werkschutzmänner bemächtigten sich des Films. Aber ein anderer Geheim- Photograph erlegte derweil das blecherne Edelwild und entkam mit seiner Beute: Opels neuem Mittelklassemodell der Rekord- und Commodore-Baureihe.
Mit dem neuen Zwillings-Modell und seinen Coupé-Versionen wird Opel schon bald die für 1972 anstehenden Automobil-Premieren deutscher Hersteller eröffnen. Für das neue Einheitsblechkleid werden Opels Ingenieure vermutlich die Fahrmechanik und die Motorvarianten ihrer bisherigen Erfolgsmodelle übernehmen, die in rund 1,5 Millionen Exemplaren auf den Markt gekommen sind.
Aber auch andere Hersteller konnten bei Probefahrten ihre neuen Typen nicht vor den Photolinsen der Späher verbergen. So wird Opel-Konkurrent Ford in Köln die wuchtig wirkenden Karosserien seiner neuen Modelle der bisherigen Baureihe 17 M, 20 M und 26 M wahrscheinlich schon zum Frühjahr auf den Markt bringen: Limousinen, Coupés und Kombiwagen mit Motoren zwischen 1,7 und drei Liter Hubraum. Mit einem neuen Fahrwerk ohne Blattfeder will Ford auch neue Namen einführen: Consul und Granada. Unterdessen werden in München bereits Nachfolger der BMW 1800/2000 erprobt, die wahrscheinlich BMW 2004/2006 heißen und wahlweise mit Vier- und Sechszylinder-Motoren geliefert werden. Unverkennbar folgen die BMW-Techniker mit diesem Modell der Keilform-Mode. Für einen Mini-Audi, dessen Prototypen immer häufiger bei Ingolstadt gesichtet wurden, haben die Audi-Ingenieure einen starken Frontantrieb-Motor zwischen 1,3 und 1,5 Liter entwickelt. Er soll dem Kleinen, dessen Linie an das Fiat-1 24-Coupé erinnert, die Spurtkraft eines Großen verleihen.
Der größte und teuerste aller zu erwartenden Neulinge wird sich wohl erst Ende des Jahres und als letzter einstellen. Er kommt aus Stuttgart und wird Mercedes-Benz 450 heißen, Nachfolger-Typ der Baureihe MB 280/300. Mit ihm will Daimler-Benz die auf 5000 Stück pro Monat ausgelegte Achtzylindermotor-Produktion voll nutzen. Der Wagen soll wahlweise mit Achtzylinder-V-Motoren (3,5 und 4,5 Liter), aber auch mit dem bisherigen 2,8-Liter-Sechszylindertriebwerk ausgerüstet werden. Die Karosserie ähnelt dem Vorgängermodell mehr als jeder andere neue Autotyp. Sie hat allerdings den flachsten Mercedes-Kühler aller Zeiten.