Orozco in zu kleinem Format
Er malte Quetzalcoatl, den Schöpfergott der Azteken, und einen Christus, der sein Kreuz umhackt, den eisenstarrenden Eroberer Cortez und das Leidensbild eines Menschen in Flammen. Mit pathetischen Kompositionen, mythisch und historisch, allegorisch und karikierend, hat sich der Mexikaner Jose Clemente Orozco (1883 bis 1949) unübersehbar in Schulen, Bibliotheken und Regierungsgebäuden seines Landes sowie in den USA verewigt: Gemeinsam mit den Kollegen Siqueiros und Rivera brachte er die scheinbar überlebte Gattung der Wandmalerei zu moderner Blüte -- eine mangels Mobilität in Europa nicht hinlänglich bekannte Kunst. Dem soll eine nun im West-Berliner Schloß Charlottenburg angelangte Orozco-Ausstellung abhelfen. Sie zeigt, was vom Werk des Monumentalmalers transportabel war, aber das hat, vergleichsweise kleinformatig und von nah besehen, selten jene Kraft, die den (als Dia-Projektionen vorüberflimmernden) Fresken zugeschrieben wird. So kommt der Prophet Orozco wieder nicht zum Berge.