Wo er hintrat, wächst Geld; der Wien-Besuch von Johannes Paul II. trägt Früchte, zumindest für die Reste-Verwerter. So erwarben zwei Wiener die Planken, auf denen der Papst im Donaupark die Messe zelebrierte - als Kleinholz, versehen mit einem Pontifex-Porträt, sollen die Souvenir-Splitter »hierzulande« ein »Vielfaches« von dem einbringen, was »uns die Amis zahlen«; die bieten mit. Geheiliget ist auch der Stuhl, auf dem der Papst ruhte, Nachbildung eines Josef-Hoffmann-Möbels aus dem Jahre 1920, hergestellt von einer Firma Wittmann; mit weiteren Nachbildungen will die Firma zu Stuhle kommen. Der Clou aber gelang einer Münchner Gesellschaft zur Verwertung von Ideen und Rechten, »Multimedia«. Sie erwarb, schon Ende Juli und »im Einverständnis mit dem Kirchentag« ("Multimedia"), die 300 Quadratmeter Kokosteppich ("made in India"), auf denen der Papst dann im Wiener Stadion und im Donaupark wandelte. Die 100 000-Mark-Investition (notarielle Echtheits-Siegel inklusive) sollte sich auszahlen. Per Exklusivrecht schnippelt eine Wienerin aus der Auslegeware handgroße Kruzifixe und verkauft sie, im Bilderrahmen, für je zwölf Mark als »Kreuz von Wien«. Die sechs Quadratmeter jedoch, auf denen der Papst-Altar stand, werden von Meisterhand gestaltet. Der Wiener Phantastik-Maler Ernst Fuchs ("Ich verehre den Papst grenzenlos") will ein »apostolisches Friedenssymbol« auf die Matte legen, das siebenhörnige, siebenäugige Lamm aus der Johannes-Apokalypse (5. Kap.), »Agnus Mysticus«. Fuchs malt schon zwei Wochen daran, zwei weitere wird er brauchen. Das Original stiftet er der Vatikan-Sammlung; eine limitierte, signierte Kunstdruck-Edition des »Agnus Mysticus« (mit eingewirktem Teppichstück) soll Fuchs und der »Multimedia«, neben Gotteslohn, auch ein paar Silberlinge bringen.
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Artikel 60 / 83
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