Paul Mescal Unerwünschtes Unterhemd

Steve Harnacke / Evening Standard / ddp
Der durch die Fernsehserie »Normal People« bekannt gewordene irische Schauspieler Paul Mescal, 27, hat ein ausgeprägtes Faible für Unterhemden. Er trägt sie beim Einkaufen und auf dem roten Teppich, in einem Musikvideo für die Rolling Stones, und für die »Financial Times« ließ er sich sogar in mehreren übereinander angezogenen Unterhemden fotografieren. Damit liegt er voll im Trend. Die »Vogue« erklärte ein Achselhemd von Prada zu einem Modeobjekt des Jahres 2022. Das Teil war trotz des irren Preises von fast 700 Euro heiß begehrt. Es gibt aber einen Ort, an dem der für seine Rolle in »Aftersun« mit einem Oscar nominierte Mescal seine Lieblingsklamotte nicht tragen darf: ausgerechnet auf der Bühne als Stanley Kowalski, in der Londoner Inszenierung des Theaterstücks »Endstation Sehnsucht«. Die Regisseurin Rebecca Frecknall hat es ihm verboten, heißt es. Der Grund liegt in der Vergangenheit: Schon bei der Premiere des weltbekannten Theaterstücks von Tennessee Williams 1947 trug der gewalttätige Kowalski ein weißes Unterhemd – die amerikanische Schauspiellegende Marlon Brando war geboren. Mit der Verfilmung brannte sich der verschwitzte Brando aka Kowalski im Doppelripp endgültig ins kollektive Gedächtnis ein; das Teil wurde bald »wife beater«, Frauenschläger, genannt. Regisseurin Frecknall wollte offenbar vermeiden, dass das Publikum an Brando denkt, wenn es Mescal sieht. Wobei Mescals maskulines Erscheinungsbild so gar nichts Toxisches hat. Die Verbannung des Unterhemds scheint aber keinen negativen Einfluss auf das Spiel des Iren zu haben: Kritik und Publikum sind begeistert. Womöglich auch von seinen wohlgeformten Armen, denn die sind doch zu sehen: Mescal trägt auf der Bühne ein farbiges, ärmelloses T-Shirt.