Britisch-portugiesische Künstlerin Paula Rego ist tot

Sie war Malerin, Antifaschistin und Feministin: Nun ist Paula Rego im Alter von 87 Jahren gestorben. In ihren Werken rebellierte sie gegen das Salazar-Regime – und tradierte Frauenbilder.
Paula Rego: »kompromisslose Künstlerin«

Paula Rego: »kompromisslose Künstlerin«

Foto: i Images / IMAGO

Die britisch-portugiesische Malerin Paula Rego ist tot. Wie die Londoner Victoria Miro Gallery bestätigte , verstarb die Künstlerin im Alter von 87 Jahren nach kurzer Krankheit in London. Rego wurde bekannt als feministische Künstlerin und Kritikerin der Diktatur in Portugal unter Präsident Antonio de Oliveira Salazar.

1935 in Lissabon geboren, wuchs Rego als Kind liberaler Eltern im von Salazar geführten »Estado Novo« auf. Bereits in ihrer Jugend beschäftigten sie Themen wie Unterdrückung und Autorität: Im Alter von 15 Jahren malte sie unter dem Titel »The Interrogation« (Das Verhör) eine Darstellung von Folter und Gewalt. Regos Vater, ein überzeugter Antifaschist, schickte sie 1951 nach Großbritannien. Dort studierte sie Kunst an der Slade School in London.

Obwohl Rego jahrzehntelang in Großbritannien lebte, bezog sie sich in ihrem Werk auch später immer wieder auf ihre Jugend in Portugal. Ihr Gemälde »Salazar Vomiting the Homeland« (Salazar, der das Vaterland auskotzt) etwa prangert die Diktatur an.

Als Feministin thematisierte Rego in ihren Werken Sexualität und Gewalt an Frauen, erforschte ihre Darstellung in der portugiesischen Kultur. Im Jahr 1998 schuf sie eine Gemäldeserie mit dem Titel »Abortion« (Abtreibung). Portugal hatte kurz zuvor in einem Referendum gegen eine Lockerung des Abtreibungsgesetzes gestimmt. In den Jahren 2008 bis 2009 schuf sie eine weitere Serie mit dem Titel »Female Genital Mutilation« (Weibliche Genitalverstümmelung).

Die Darstellung von Frauen »revolutioniert«

Rego hatte weltweit Einzelausstellungen. 1960 waren ihre Bilder zusammen mit Künstlern wie David Hockney der Künstlergruppe London Group zu sehen. Von mehreren Universitäten, darunter Oxford, später auch Lissabon, erhielt sie die Ehrendoktorwürde. Mit der Demokratisierung Portugals in den Siebzigerjahren wurde Rego zu einer der bekanntesten Künstlerinnen des Landes. Im Jahr 2009 eröffnete in der Küstenstadt Cascais ein eigenes Museum mit ihren Werken.

»Die portugiesische Kultur hat eine ihrer bedeutendsten und ehrfurchtslosesten Schöpferinnen verloren«, kommentierte Carlos Carreiras, Bürgermeister der Stadt Cascais, ihren Tod. »Sie trat hervor als Frau, Mensch und Künstlerin.« Maria Balshaw, Direktorin der Tate Britain, nannte Rego eine »kompromisslose Künstlerin von außergewöhnlicher Vorstellungskraft, die die Art und Weise, wie das Leben und die Geschichten von Frauen dargestellt werden, auf einzigartige Weise revolutioniert hat«.

ime/AP/Reuters
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