Gestorben Jorge Sampaio, 81

Präsident Jorge Sampaio im Jahr 2001
Foto:EITAN ABRAMOVICH / AFP
In seiner Kindheit nannten sie ihn »die Karotte«, später wurde Jorge Sampaio einer der beliebtesten Präsidenten Portugals. Nun ist er im Alter von 81 Jahren verstorben. Die Karriere des späteren Präsidenten begann im Verborgenen. Als in den Sechzigerjahren in Portugal der Diktator António Oliveira Salazar herrschte, der seine Gegner verhaften ließ, zählte Jorge Sampaio zu den Anführern einer linken Studierendenbewegung. Die jungen Leute verbündeten sich heimlich gegen den Estado Novo, später rebellierten sie offen. Der junge Anwalt Sampaio verteidigte einige der Salazar-Kritiker. Nach der Nelkenrevolution 1974 bekam Sampaio seinen ersten Posten, in einer der Übergangsregierungen. Es folgten Ämter als Chef der Sozialistischen Partei und als Bürgermeister von Lissabon. 1996 wählten die Portugiesen ihn schließlich zu ihrem Präsidenten. Er sollte es zehn Jahre lang bleiben und einer ihrer beliebtesten werden. Einerseits galt er als zögerlich, andererseits konnte er sehr entschieden sein. Als der damalige Premier José Manuel Barroso sich 2003 am Irakkrieg der USA beteiligen wollte, kritisierte Sampaio ihn massiv, obwohl er mit den USA schon seit Langem verbunden war. Sampaio hatte einen Teil seiner Kindheit in Baltimore an der amerikanischen Ostküste verbracht. Seine Eltern und Mitschüler nannten ihn »die Karotte«, wegen seiner roten Haare. Auch als der Politiker ergraut war, blieb sein Leben turbulent. 2004 weigerte er sich zunächst, nach Barrosos Wechsel in die EU-Kommission Neuwahlen auszurufen. Er ernannte Pedro Santana Lopes zum Premierminister – und setzte ihn nach wenigen erfolglosen Monaten wieder ab. Damit entfernte sich Sampaio weiter als alle anderen portugiesischen Präsidenten nach der Revolution von seiner repräsentativen Rolle. Jorge Sampaio starb am 10. September in Lissabon.