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Proteste gegen das Sicherheitsrisiko Kunst

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aus DER SPIEGEL 9/1985

Soll wieder mal, jetzt in Amerika, das gesunde Volksempfinden oberste Kunst-Instanz sein? Eine Kampagne mit dem Ziel, ein Monumentalwerk des Bildhauers Richard Serra von der New Yorker Federal Plaza zu entfernen, hat schon 1300 Unterschriften nebenan tätiger Anstoßnehmer erbracht. Das Ärgernis, eine raumgliedernde Stahlplatte von kühner Kargheit ("Gekippter Bogen"), 3,70 Meter hoch und 37 Meter lang, war 1981 im Regierungsauftrag vor den Sitz des US-Handelsgerichts gestellt worden - nach den Regeln des Bundesprogramms »Art in Architecture« von Experten gutgeheißen und ausdrücklich auf Dauer errichtet. Von Anfang an hatte es allerdings Widerwillen erregt, so beim Obersten Richter Edward D. Re, der nicht allein ästhetische Einwände vorbringt. Nein, Serras Werk hindere die Leute auch, den Platz zu nutzen, und sei zudem ein Sicherheitsrisiko: Was dahinter vorgehe, könne kein Wachmann überblicken. Am 6. März soll der »Gekippte Bogen« nun in einem Hearing beredet werden, unter Leitung eines Mannes, der sein Mißvergnügen an der Skulptur schon zu erkennen gibt. Künstler Serra seinerseits betont, das Stück sei strikt auf den Ort bezogen und werde durch Abtransport zerstört. Bei der Entscheidung steht nicht zuletzt die Glaubwürdigkeit von Regierungszusagen an Künstler auf dem Spiel.

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