Reporter ohne Grenzen 2020 mindestens 50 Medienschaffende getötet

Journalismus bleibt ein lebensgefährlicher Beruf. Laut Reporter ohne Grenzen wurden 2020 in Mexiko, dem Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan besonders viele Medienschaffende ermordet.
Die Autorin Elena Poniatowska hält in Mexico-Stadt das Bild einer ermordeten Journalistin vor der Brust

Die Autorin Elena Poniatowska hält in Mexico-Stadt das Bild einer ermordeten Journalistin vor der Brust

Foto: Miguel Tovar / LatinContent / Getty Images

Die Bilanz ist ebenso erschütternd wie im Vorjahr: Mindestens 50 Menschen sind 2020 wegen ihrer Arbeit im Journalismus getötet worden. »Die weitaus meisten von ihnen wurden gezielt ermordet, weil sie zu Themen wie Korruption, organisiertem Verbrechen oder Umweltzerstörung recherchierten«, teilt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in ihrer am Dienstag publizierten »Jahresbilanz der Pressefreiheit 2020«  mit.

Mehrere seien getötet worden, als sie über Demonstrationen berichteten. Die gefährlichsten Länder für Reporter sind demnach in diesem Jahr Mexiko, der Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren mindestens 937 Menschen wegen oder bei ihrer journalistischen Arbeit getötet. 2019 waren es 53 gewesen.

Mexiko bleibt gefährlichstes Land

»Zusätzlich starben Hunderte ... Journalisten weltweit an oder mit Covid-19. Wie viele von ihnen sich infolge ihrer Arbeit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten, ist nicht festzustellen«, erläuterte Reporter ohne Grenzen. Mindestens drei tötete das Virus wegen mangelnder ärztlicher Versorgung, nachdem sie sich wohl in Gefängnissen in Ägypten, Russland und Saudi-Arabien infiziert hatten.

»Mit der Hinrichtung von Ruhollah Sam im Iran am 12. Dezember wurde erstmals seit 30 Jahren die Todesstrafe an einem Medienschaffenden vollstreckt.« Zwei der mindestens 50 weltweit Getöteten waren Frauen.

Mexiko bleibt den Angaben der Organisation zufolge mit acht Ermordeten das gefährlichste Land für Medienschaffende. »Besonders gefährdet sind jene, die zu den Verbindungen von Drogenkartellen und Politik recherchieren. Die jüngsten Morde zeugen zum Teil von besonderer Brutalität: Die Leiche eines Zeitungsjournalisten wurde geköpft gefunden; die eines Online-Journalisten zerstückelt.«

Im Irak, wo sechs Medienvertreter starben, erschossen Unbekannte mehrere Menschen, die über Demonstrationen berichteten. »Andere wurden auf offener Straße ermordet, ohne dass dafür jemand bestraft oder dass auch nur ernsthaft ermittelt wurde«, berichtete RSF.

»Auch in Afghanistan blieben die Verantwortlichen für die Anschläge unbekannt, mit denen 2020 mindestens fünf Medienschaffende ermordet wurden.« Bedrohlich sei die Lage dort nicht zuletzt für Frauen. Das habe der Mord an einer TV-Moderatorin verdeutlicht, die sich auch für einen besseren Schutz weiblicher Medienschaffender eingesetzt hatte.

cbu/dpa
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