NEU IN DEUTSCHLAND Richard Wright: »Der schwarze Traum«
Auch in seinem neuesten Roman behandelt der prominente Neger-Schriftsteller ("Onkel Toms Kinder«, »Black Boy") jenen Konflikt, dem er bereits für nahezu alle bisherigen Werke reichlich Nahrung entnommen hat: den Gegensatz zwischen Schwarz und Weiß im Süden der Vereinigten Staaten. Mit der Geschichte von Fishbelly Tucker, dem Negerjungen, der im tiefsten Dixieland aufwächst und schon als frühreifer Teenager die Macht der ihm feindlich gesinnten »Welt der Weißen« zu spüren bekommt, liefert Wright aber keineswegs eine moralistische Schwarzweißmalerei mit umgekehrten Vorzeichen. Sein Held ist, ebenso wie die übrigen Figuren des Buches, alles andere als ein Exemplar unanfechtbarer Tugendhaftigkeit: Er kassiert für seinen Vater die Mieten und Tantiemen in den Bordellen des farbigen Stadtviertels und bedient sich ihrer Insassinnen. Als das
illegale Geschäft, an dem auch weiße Stadtväter beteiligt sind, platzt, sind Hinterlist und heuchlerische Unterwürfigkeit die einzigen Waffen, mit denen er sich gegen seine hellhäutigen Partner zur Wehr zu setzen und das Schreckgespenst des Lynchtodes von sich abzuwenden versucht. Er findet schließlich seine Privatlösung des Rassenproblems in der Flucht: Fishbelly verläßt Amerika, um wie sein Autor Richard Wright im toleranten Paris Asyl zu suchen. (Claassen Verlag, Hamburg; 448 Seiten; 19,80 Mark.)
Wright