NEU IN DEUTSCHLAND Rote Sauce
Lautlose Waffen (Deutschland/Frankreich). Im Münchner Tierpark Hellabrunn tritt den US-Physiker Bower (Montgomery Clift) ein CIA-Mann an und fordert Spionagedienste - sonst drohe Kürzung der Forscher-Finanzen. Willig fährt der Physiker im roten Porsche ostwärts.
Die Fahrt ist kurz, denn Regisseur Raoul Levy, 44, ließ Leipzig auf Münchner Straßen filmen, und als Dresdner Gemäldegalerie diente ihm Münchens Pinakothek. Ähnlich unauthentisch wirkt, was der Ost-Western dann an Handlung bringt.
Bower soll in Leipzig einen Sowjet-Professor treffen, der ihm die letzten Geheimnisse der Raumfahrt auf Mikrofilm übergeben will. Aber statt des Russen erwarten ihn Rätsel.
Im ersten Hotelzimmer steht eine Brünette bloß unter der Brause - sie erklärt: »Mein Zimmer hat kein Bad, ich komme aus Zwickau.« Im zweiten rinnt rote Sauce aus dem Wasserhahn, Gitter senken sich, schreckliche Geräusche tönen, visuelle Phantasmen jagen ihn - der Physiker ist in einer Psycho-Folterkammer.
Weitere Anschläge unternehmen die DDR-Geheimdienstler sprachlich: Sie bereden den Amerikaner, ans sozialistische Lagerfeuer zu kommen, und der DDR-Physiker Heinzmann (Hardy Krüger) bietet ihm Freundschaft und ein Kaviar-Frühstück. Aber Bower, von einer hellen Sächsin (Macha Meril) beraten, ergreift die Flucht durch Stacheldraht und Minen.
Eine ähnliche Handlung hatte Hitchcock in seinem »Zerrissenen Vorhang«. Der Levy-Film geht weiter: DDR-Heinzmann, von einem leninbärtigen, vor Leninbildern photographierten Politruk gedrillt, folgt Bower nach Bayern: Doch ehe der Agent aktiv wird, überrollt ihn ein Sechstonner.
Der Film, als Thriller zu dröselig, als Polit-Spiel zu simpel, zehrt von der fiebrigen Nervosität Montgomery Clifts (der ein Vierteljahr nach Dreh-Ende an Herzschlag starb). Vom Ost-Milieu zehrt der Streifen nicht - es ist nicht vorhanden, obgleich die Künstler (laut Levy) »wegen der Atmosphäre« täglich russische Eier aßen.
Clift in »Lautlose Waffen«
Kaviar vom Folterknecht