NEU IN DEUTSCHLAND Rudolf Walter Leonhardt: »X-mal Deutschland«.
Der 40jährige Journalist,
der in dem von ihm verantworteten Kulturteil der »Zeit« die Fiktion, es gebe wieder literarischen Betrieb in Deutschland, mit solcher Hartnäckigkeit am Leben hält, daß es möglicherweise nächstens wirklich einen literarischen Betrieb geben wird, hat nach seinem Panorama-Buch »77mal England« diesmal seine - deutsche - Heimat beschrieben, erläutert und erläuternd verteidigt, wobei das Titel-X, mathematisches Symbol für eine unbekannte Größe, wirklich für alles steht, worüber überhaupt geredet werden kann: über Vorurteile, die Nationalhymne, Ulbricht, den Kölner Karneval und Heinrich Böll, über Dresden, die Hotelpreise, Finanzämter, sächsischen Witz und den Straßenverkehr. Leonhardt hat sein Buch in einer angenehm zu lesenden, zart belehrenden Art geschrieben, die das bekräftigende Zitat, die passende Anekdote, aber auch den einleuchtenden Beweis stets an der rechten Stelle zur Stelle hat. (R. Piper Verlag, München; 532 Seiten; 19,80 Mark.)