Erst als am Mittwoch vergangener Woche das letzte Defilee der Pariser Konfektionsschauen zu Ende ging, konnten die Einkäufer aufatmen. Sie waren sich nun sicher: Auch im nächsten Winter dürfen die Röcke kurz bleiben. Zwar nicht super-mini - aber immerhin rund ums Knie. »Lange Röcke«, so die »International Herald Tribune«, »nehmen erst den zweiten Platz ein.« Entscheidend für dieses Verdikt im ewigen Auf und Ab der Rocklängen waren diesmal die etablierten Couturiers.
Begonnen hatte der Pret-a-porter-Reigen mit Lagerfeld, Montana und Mugler, deren Mannequins in langen, engen Schlauchröcken und ebenso langen wehenden Capes über die Laufstege trippelten. Dann tänzelten plötzlich Schwärme von Mädchen in den neuesten, blumigen Minis des Ballonrock-Erfinders Lacroix am Modevolk vorüber, und schon sah die »Liberation« nur »ein Potpourri sich widersprechender Merkmale«.
Doch schließlich klärte sich alles: Yves Saint Laurent, »der Meister der klassischen Mode«, so die »New York Times«, »zeigte den Weg«. Ebenso wie Dior und Valentino, Ungaro und Scherrer präsentierte er kurze Kostüme mit engen Jacken aus Flanell und Tweed. Darüber wippten kurze Swinger oder knappe Prinzeß-Mäntel mit glockigen Falten. Nur selten war bei Stadtkleidern der erfahrenen Schneider (die sich noch an die Maxi-Malaise erinnern können) ein langer Rock zu sehen. »Der neue 'ruhige Chic' hat sich durchgesetzt«, urteilte das New Yorker Textil-Blatt »Women's Wear Daily«.
Auch der Branche scheint ein Wechsel vom gerade erst eingeführten kürzeren Rock unnötig riskant. Bei Beate Mössinger aus Stuttgart heißt es: »Eben haben wir unsere braven Schwäbinnen in den kurzen Rock gehievt, da können wir doch nicht gleich aufhören.« Ein Kleidungsstück freilich favorisierten beide Lager in Paris gemeinsam: die weite lange Hose. »Auch wir«, versprach darob Luxus-Mode-Händler Albert Eickhoff von der Düsseldorfer Kö, »steigen ab Herbst voll in die Hose.«