»Halten uns strikt an die Sanktionen« Londoner Auktionshäuser sagen Verkäufe russischer Kunst ab

Normalerweise machen Christie's, Sotheby's und Bonhams bei der »Russian Art Week« Millionenumsätze. Wegen des Ukrainekriegs haben die Auktionshäuser das Event nun abgesagt. Dem Kunstmarkt wird das vermutlich nicht schaden.
Schatulle bei einer Sotheby's-Auktion russischer Kunst (Archivbild): Sanktionierte Luxusgüter

Schatulle bei einer Sotheby's-Auktion russischer Kunst (Archivbild): Sanktionierte Luxusgüter

Foto: Kirsty O'connor / picture alliance/AP Photo

Die Auktionshäuser Christie's, Sotheby's und Bonhams haben ihre für Juni geplanten Verkäufe russischer Kunst in London abgesagt. Bonhams nannte keine detaillierten Gründe. Sotheby's erklärte laut Nachrichtenagentur Reuters nur: »Wir halten uns strikt an die derzeitigen Sanktionen und beobachten genau, ob die Listen aktualisiert werden.« Christie's begründete die Entscheidung mit der Unsicherheit des Krieges und den komplexen logistischen und rechtlichen Anforderungen im Zusammenhang mit den Sanktionen.

Im Juni und November präsentieren die drei Auktionshäuser üblicherweise im Rahmen der Londoner »Russian Art Week« Sammlungen russischer Auktionsstücke. Bei der letzten Messe im November 2021 verkaufte allein Sotheby's nach eigenen Angaben  russische Kunst im Gesamtwert von 17,7 Millionen Pfund (21,1 Millionen Euro). Nach Informationen von Reuters beliefen sich die Verkäufe russischer Kunstwerke bei Sotheby's und Christie's in London im Jahr 2021 auf insgesamt 37,7 Millionen Pfund (fast 45 Millionen Euro).

Großbritannien verhängte am Dienstag Sanktionen gegen Hunderte von russischen Einzelpersonen und Unternehmen. Dazu gehörte ein Exportverbot von Luxusgütern nach Russland, betroffen sind auch Kunstwerke.

Trotz dieser Maßnahmen erklärten einige Händler und Berater gegenüber Reuters, dass der internationale Kunstmarkt als Ganzes wahrscheinlich keinen Schaden nehmen werde. Die Zahl der russischen Käufer sei demnach seit der Finanzkrise von 2008 zurückgegangen und mache nur einen kleinen Teil des Marktes aus. Wie Reuters unter Berufung auf das Marktforschungsinstitut Art Market Research berichtete, machte der Verkauf russischer Kunstwerke im Jahr 2021 bei Sotheby's und Christie's weniger als ein Prozent des Umsatzes aus. Die beiden Auktionshäuser haben die Zahlen bislang nicht bestätigt.

Sanktionen der Europäischen Union, der USA und Großbritanniens richten sich hauptsächlich gegen Wladimir Putin, sein Umfeld sowie Unternehmer aus dem Banken- und Industriesektor. Einige von ihnen sind auch bekannte Persönlichkeiten in der russischen Kunstwelt. Der sanktionierte russische Multimilliardär Roman Abramowitsch etwa ist auch als Kunstsammler aktiv und begründete mit seiner früheren Partnerin das Garage Museum of Contemporary Art in Moskau. Auch der russische Unternehmer Peter Aven ist bekannt für seine Sammlung russischer Avantgardekunst. Er plante nach Informationen des Magazins »The Art Newspaper«  in der lettischen Hauptstadt Riga ein Museum mit Gemälden und sowjetischem Porzellan aus seiner Privatsammlung.

ime/Reuters
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