André Lange Propagandakampf

Je länger der Krieg dauert, desto schriller wird die Propaganda im russischen Staatsfernsehen. Die russische Armee: siegreiche Befreier; die Ukrainer: drogensüchtige Nazis oder US-Marionetten; der Raketenangriff auf Zivilisten in Kramatorsk: von Ukrainern inszeniert. Dass solcherlei Propagandalügen selbst im letzten Winkel des russischen Riesenreichs zu empfangen sind, liegt laut André Lange, 66, an der französischen Firma Eutelsat. 20 bis 30 Prozent der russischen Bevölkerung versorgt sie via Satelliten mittlerweile ausschließlich mit genehmen Sendern, erklärt der erfahrene Medienexperte. Lange, Koordinator des Denis Diderot Komitees für Informationsfreiheit, fragt, warum eigentlich ein französisches Unternehmen Putins Propaganda unterstützen solle. Statt Putins alternativer Realität könne Eutelsat lieber echte Nachrichtenkanäle wie BBC einspeisen: »Das ist die Schwachstelle in Putins System!« Eutelsat hält dagegen: Man müsse neutral bleiben. Allerdings: Als Russland die Ausstrahlung von BBC, Deutscher Welle und anderen Programmen stoppte, protestierte die Firma nicht.