BÜCHER Satiren für Hoheit
Daß dieser Geschichtenband »In tiefer Ehrfurcht Ihrer Durchlauchtigsten Hoheit« zugeeignet worden ist, einer Äbtissin und Prinzessin, das muß keiner dieser neuen Literatenscherze sein. Herbert Rosendorfer, 37, trotzt der Mode, indem er die Oberschicht und Lebensweise früherer Jahrhunderte bevorzugt.
Rosendorfers Roman »Der Ruinenbaumeister«, der Überraschungserfolg des vorigen Herbstes, faßte dank der nebenher noch parodierten Rahmenkunst eine Unzahl von phantastischen Geschichten ein, Die neun Einzelstücke, die nun folgen -- »Die Glasglocke« ist allerdings bereits vor Jahren bei Diogenes erschienen -, hätten, falls sie noch in den Roman hineingekommen wären, dort nicht gerade Höhepunkte dargestellt. Immerhin ergibt der Abtransport des Eiffelturms zur wohlsubventionierten Freundschaftswoche in die Bundesrepublik ein lehrreiches und hochkomisches Sittenbild. Auch als Erfinder von Kampfbünden, Kuratorten und Ligen sowie als Verächter der gemeinen Apo-Jugend bietet Rosendorfer noch einmal satirischen Elan auf.
Trotzdem: Gerade weil sich der Verfasser diesmal fast ausschließlich in der Gegenwart bewegt, weil er die eleganteren Geschichtsepochen meidet, engt er seine herrenhafte Redegabe ein.