Die Hamburger Version des Jahresendzeitgedenkens, eine Spezialität mit Kultcharakter, heißt »Heimatabend« (9. und 10. Dezember in der Kampnagel-Fabrik). Es ist eine Mischung aus Theater und Kabarett, Beckett und Al Bundy. Im Mittelpunkt der seit 1990 fortgeschriebenen satirischen Familiensaga (Text: Frank Göhre, Regie: Ulrich Waller) steht eine deutsche Soap-Family: Taxifahrer Hugo (Ulrich Wildgruber), seine schnapssüchtige Frau Edith (Brigitte Janner), Muttersöhnchen Klaus (Kai Maertens) und Jutta (Martina Gedeck), die kurzberockte Ost-Schlampe aus Wismar. Ob Mauerfall, Wiedervereinigung oder Golfkrieg - immer scheint die verrückte Welt durchs Tapetenmuster, wenn Hugo gegen Bonn, Gott und die Ossis lospoltert und Klaus ausruft: »Vaddi, du bist so zu, echt ey!« Neben dem Shakespeare-erprobten Bühnenhelden Wildgruber und der Film- und Fernsehschauspielerin Gedeck, die in Helmut Dietls »Rossini« noch aus »Gnocchi« ein Zauberwort der Liebe zu machen verstand, sorgen die Kabarettisten Matthias Beltz und Horst Schroth für die politisch korrekte Einordnung des aktuellen Geschehens.
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Artikel 90 / 122
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