Bücher Schmissig nach dem Leben
Ein Kind ist wie eine Vase aus Kristall. Wenn du es schlägst, zerbricht es. Aber nachher, wenn du die Bruchstücke auflesen willst, schneidest du dich« -- Leitmotiv der »widerwärtigen Erinnerungen« des Spaniers Jost Vicente Ortuno, 36, die zuerst in Frankreich ein Bestseller waren und es nun auch auf deutsch sind.
Es sind nicht nur Ortunos eigene Worte: Der »Text« seines Buches, erklärt das Impressum, »entstand in Zusammenarbeit mit« einem »Deodat du Puy-Montbrun«. Und so liest sieh denn der Lebensroman des ehemaligen Mörders, Sträflings und Fremdenlegionärs auch so, wie sich solche romanhaft aufbereiteten Lebensberichte ä la »Papillon« eben lesen: schön schicksalsschwer und -schmissig.
Ortuno erinnert sich seiner spanischen Kindheit, die jäh mit dem Tod der Mutter endete: Sie wurde vergiftet. Guerrilleros, denen sie im Bürgerkrieg half, und die Armen verehrten Maria Ortuno. Ihren Sohn lehrte sie früh hassen: »Wenn einer dich nicht liebt, dann sorge dafür, daß er dich fürchtet.«
Wegen versuchten Mordes an einem, der in den Mord an seiner Mutter verwickelt war, kam der 17jährige José ins Strafarbeitslager. Von einem Kumpel empfing er dort die nächste schwarze Maxime: »Werde ein Dreckskerl, ein richtiges Schwein!«
Ortuno hat es versucht -- ohne vollen Erfolg. »Ich bin Abel«, schreibt der Erfolgsautor heute, »denn ich habe niemals jemanden um meiner selbst willen getötet, und sie haben mich bis aufs Blut verletzt, als ich noch ein Kind war.«