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FILM Schöne Kunst

aus DER SPIEGEL 16/1968

Die Braut trug Schwarz (Frankreich). Vor seinem siebten Lichtspiel nahm Francois Truffaut, Altmeister der Neuen Welle, ein Privatissimum bei Hollywoods Thriller-Meister Hitchcock. Das Gelernte fixierte er In einem Buch ("Der Film ä la Hitchcock") und auf diesen Film.

Gleich Hitchcock zeigt Truffaut sich desinteressiert an kriminologischen Anfänger-Aufgaben: Das »Who dunnit« (wer war's) verlegt er In sekundenschnelle Zwischenschnitte; statt biederer Fährtenlese bietet er Mord als schöne Kunst.

Als Erinnye schweift Jeanne Moreau durch die sonnige Provence. Schwarzweiß gewandet inmitten berückender Reizfarbenprospekte, tritt sie fünf Männer an, die Ihr einst am Hochzeitstag den Gatten von der Seite schossen.

Die V-Waffen, wie Gift, Messer, Pfeil und Bogen, wählt die kultivierte Würgerin stets passend zur Gelegenheit und zum sozialen Stand des Kandidaten; und Rache, weiß die Heroine, genießen Leute von Geschmack ganz kalt.

Einen redefreudigen Politiker, zum Exempel, lockt sie in eine Kammer und sperrt Ihm die Luftzufuhr mit Leukoplast.

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