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Schöner Schein der Pharaonen

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aus DER SPIEGEL 30/1986

Wallfahrtsort aller Ägypten-Reisenden: die luxuriöse Grabkammer des Sen-nefer, Bürgermeister von Theben im 15. vorchristlichen Jahrhundert. Von den schiefen Wänden bröckelt schon der kunstvoll bemalte Putz tiefe Schrammen durchfurchen die Ornamente, pudriger Staub liegt hier und da wie Mehl auf den Farben - das Ganze mit Händen greifbar, ein Fest fürs Auge und doch bloß schöner Schwindel: das perfekte Remake einer Kultstätte, deren Original, zwölf Meter tief in ägyptischem Kalksteinfelsen, vom Gedränge des Massentourismus zerstört zu werden droht. 1983 haben Archäologen, Geodäten und Photographen die Gruft mit ihren farbenprächtigen Malereien auf zwei Expeditionen punktgenau vermessen, dreidimensional aufgenommen und im französischen Kodak-Labor auf Originalmaßstab und -machart vergrößert. Die eine halbe Million teure Dublette aus minutiös nachgeformten Werkstoffen und verzerrungsfrei aufgetragenen Farbfilm-Schichten ist jetzt (bis 12. Oktober) in Kölns Römisch-Germanischem Museum zu besichtigen.

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