Schroeters italienische Reize
Wie die Italiener »dem Leben gegenüber handeln«, das findet er »sehr attraktiv": Die Hälfte des Jahres verbringt der Film- und Theaterregisseur Werner Schroeter, 35, fleißig im Zitronenland. 1977/78 drehte er »Neapolitanische Geschwister«, zwei Jahre darauf »Palermo und Wolfsburg«. 1980, zur Biennale, inszenierte er in Venedig den Opern-Einakter »Eine florentinische Tragödie« des Österreichers Alexander Zemlinsky -- und nun, vorletzte Woche in Florenz, auch ein Schauspiel: »Die lange Nacht der Medea«, eine Euripides-Variante des Kalabresers Corrado Alvaro aus dem Jahr 1949. Medea, in der Inszenierung eine Art »heroische Trümmerfrau der Nachkriegszeit« (Schroeter), kämpft »nicht um Rache, sondern um ihre Kinder und ums Leben«. Die Produktion, von der 120 Aufführungen vorgesehen sind, wird durch ganz Italien tingeln. Schon wollen die Italiener mehr vom deutschen Gastarbeiter: Er soll, fürs Italo-Fernsehen, nach Enzo Sicilianos Biographie Pasolinis Leben verfilmen. Da kann er auf die Augsburger, die ihm sein »Weißwurst-Bömbchen« für Strauß übelnahmen, leicht verzichten.