

Sony World Photography Award Hommage an einen toten Freund

Edgar Martins wurde bei den Sony World Photography Awards zum Fotografen des Jahres gewählt. Der portugiesische Künstler wurde ausgezeichnet für seine Porträtreihe »Our War«. Sie ist eine Hommage an seinen Freund, den Fotoreporter Anton Hammerl, der 2011 im libyschen Bürgerkrieg ums Leben kam und dessen Überreste bislang nicht gefunden wurden. Martins reiste nach Libyen und suchte Menschen auf, mit denen Hammerl in Kontakt war – darunter diese Freiheitskämpferin, die sich mit improvisierter Burka fotografieren ließ.

Die Sony World Photography Awards werden in zehn Kategorien vergeben, aus deren Gewinnern ein Künstler als Fotograf des Jahres benannt wird. Diesmal also Edgar Martins, der zudem auch in der Kategorie »Portraits« prämiert wurde. Hier ein weiteres Motiv aus seiner Serie »Our War«, das die fotografische Bandbreite des Portugiesen zeigt. Zu sehen ist ein Gaddafi-Doppelgänger in einem verlassenen Regierungsgelände.

In der Kategorie »Portfolio« siegte der britische Fotograf James Deavin. Er arbeitete in Saudi-Arabien und stellt Aufnahmen von Arbeitsmigranten Bildern von Freizeitaktivitäten gegenüber. Hier zwei Arbeitsmigranten am Strand während des islamischen Festtags Eid, an dem sich nach Deavins Aussage Menschen aller Schichten am Strand begegnen – obwohl es eigentlich noch zu kalt zum Schwimmen sei.

Der Sony World Photography Award in der Kategorie »Landschaft« geht nach Polen: »Event Horizon« von Kacper Kowalski wurde in 76 Soloflügen und insgesamt 200 Stunden in der Luft aufgenommen. Die Bilder zeigen erstaunlich abstrakte Eismuster auf Gewässern im winterlichen Polen. Hier sind Fuchsspuren auf einem gefrorenen See zu erkennen, aufgenommen aus etwa 100 Metern Höhe. Die Löcher und buschartigen Formen stammen Kowalski zufolge von aufsteigendem Methan.

In der Kategorie »Architektur & Design« wurde Fan Li ausgezeichnet. Unter dem Titel »Cement Factory« hielt er die imposanten Überreste eines verlassenen Zementwerks im Süden Chinas in nüchternen Schwarzweiß-Aufnahmen fest. Die Firma war erst 1996 errichtet worden und spielte eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Guilin in der Region Guangxi. Nun ist die Fabrik umgezogen.

Ebenfalls nach China geht der Preis in der Kategorie »Stillleben«: Inspiriert vom Kommen und Gehen einer benachbarten Gärtnerei kreierte Kechun Zhang »The Sky Garden«, eine Serie surrealer Bilder von Pflanzen und Felsen, die mit Kränen durch die Luft transportiert werden.

Den Sony World Photography Award in der Kategorie »Umwelt« gewinnen Marisol Mendez (Bolivien) und Federico Kaplan (Argentinien). Ihre Fotoserie »Miruku« konzentriert sich auf den Schnittpunkt zwischen der Anfälligkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und der Geschlechterungleichheit durch eine Reihe von Bildern einer indigenen Gemeinschaft aus La Guajira in Kolumbien, die einer verheerenden Wasserknappheit gegenübersteht. Hier eine Gruppe von Wayuu-Kindern mit dem Dorfsprecher Emilio, der den Fotografen im November 2021 von monatelangen Phasen ohne Trinkwasser berichtete.

Für das beste »Dokumentarprojekt« wurde der Brite Hugh Kinsella Cunningham ausgezeichnet. In »The Women’s Peace Movement in Congo« beleuchtet der Fotojournalist den vielfach übersehenen Beitrag, den lokale Frauen zu den laufenden Friedensbemühungen in der Demokratischen Republik Kongo leisten. Hier im Bild die Friedensaktivistin Madeline Akida, die versucht, Mitglieder eines Armeekommandos mit lokalen Gemeinschaften ins Gespräch zu bringen.

In der Kategorie »Sport« wurde der US-Fotograf Al Bello ausgezeichnet. Mit »Female Pro Baseball Player Succeeds in All Male Pro League« dokumentiert er die Erfolge von Kelsie Whitmore, der ersten Baseballspielerin, die in einer professionellen Liga spielt, in der ansonsten nur Männer vertreten sind. Whitmore spielt für die Staten Island FerryHawks in der Atlantic League.

Ebenfalls in den USA fand Corey Arnold das Sujet für die siegreiche Fotoserie in der Kategorie »Tierwelt und Natur«. In »Cities Gone Wild« begibt sich der in Portland, Oregon ansässige Fotograf auf die Spuren von Schwarzbären, Kojoten und Waschbären quer über die Vereinigten Staaten hinweg. Er zeigt auf, wie diese Tiere es auf einzigartige Weise schaffen, mit Menschen im urbanen Umfeld zu koexistieren.

Der Sony World Photography Award in der Kategorie »Kreativität« schließlich geht an eine Südafrikanerin. Mit »The Right to Play« erkundet Lee-Ann Olwage weibliche Ermächtigung mittels Bildung. In ihren Porträts kommen Blumencollage-Techniken zum Einsatz, die Freude, Verspieltheit und Hoffnung vermitteln. Hier zu sehen: Die zwölfjährige Michealle Naeku, die im kenianischen Enoosaen im Rahmen des Programms »Kakenya's Dream« unterstützt wird. Sie ist eine eifrige Leserin und träumt davon, als Krankenschwester zu arbeiten.