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Mario Vargas Llosa Spanisch in Paris

aus DER SPIEGEL 49/2021
Foto:

F. Mantovani / Gallimard / Opale / laif

Die überraschende Wahl des peruanischen Schriftstellers Mario Vargas Llosa, 85, in die Académie française vergangene Woche sorgt für Kritik aus gänzlich unterschiedlichen Lagern. Vargas Llosa überschreitet die offizielle Altersgrenze von 75 Jahren, und die Académie gilt seit dem 17. Jahrhundert als oberste Hüterin der franzö­sischen Sprache, hier wird entschieden, welche Wörter in den offiziellen Sprachgebrauch aufgenommen werden. Die Franzosen sind ja bekanntlich sehr eigen mit ihrer geliebten Mutter­sprache. »Armes Frankreich!«, kommentierte deshalb etwa der Präsidentschaftskandidat der linken Partei La France insoumise auf Twitter, der lieber einen Literaten gesehen hätte, der auf Französisch schreibt. Vargas Llosa spricht zwar fließend Französisch, hat seine Bücher jedoch stets auf Spanisch geschrieben. Marine Le Pen, Kandidatin des rechten Rassemblement national, protestierte in einer Radiosendung gegen die »völlig unverständliche« Wahl. Die Pariser Literaturszene indes steht einhellig hinter der Entscheidung. Denn der Literaturnobelpreisträger hat lange in Paris gelebt, wo er als Spanischlehrer und Journalist arbeitete; sein erster Roman »Die Stadt der Hunde« ist auch dort entstanden. Vargas Llosa, der heute in Madrid lebt, betonte kürzlich in der spanischen Zeitung »El País«, wie sehr ihn Frankreich und die französische Literatur geprägt hätten. Er freue sich sehr, bald zu den »Unsterblichen« gehören zu dürfen, wie die Mitglieder der Académie française genannt werden. »Es wäre sehr schön, wirklich unsterblich zu sein«, findet er.

PE
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