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SCHALLPLATTEN Spiel ohne Tricks

Wolfgang Amadeus Mozart: »Die Hochzeit des Figaro«. Hermann Prey, Edith Mathis, Gundula Janowitz, Dietrich Fischer-Dieskau, Tatiana Troyanos; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin; Dirigent: Karl Böhm. Deutsche Grammophon 104 962/65; 68 Mark.
aus DER SPIEGEL 43/1968

Nach der fast mißglückten Prager »Don Giovanni«-Aufnahme mit dem Tschechischen Sängerchor und dem mozartfernen Orchester des Prager Nationaltheaters hat Karl Böhm nun »Figaros Hochzeit« gemacht: mit dem Präzisionsorchester der Berliner Deutschen Oper und vor allem mit Edith Mathis -- sie ist die beste Schallplatten-Susanna, klar, klug, spöttisch und charmant, so ganz nach dem Geschmack Mozarts und seines Librettisten Da Ponte.

Mit ihrem intelligenten Spiel und Gesang kann sich allenfalls noch Dietrich Fischer-Dieskau (Almaviva) messen, Hermann Prey (Figaro), der oft kehlig artikuliert, noch lange nicht.

Die Aufnahme-Regie enthält sich aller Vortäuschungsmanöver von Raum- und Bewegungseindrücken und realisiert eine konsequente Studio-Oper. Auch der Dirigent verzichtet auf Tricks: Er liefert eher beiläufig die Geschichte vom Diener, der seine Frau seinem Herrn nicht zur Frau gehen will: Die Böhmsche »Hochzeit« ist kein Revolutions-Drama à la mode, sondern ein Mozart-Spiel à la Commedia dell'arte.

* Textheft der Schallplatten-Kassette.

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