Nach Diskriminierungsvorwürfen Staatsballett Berlin einigt sich mit Ballerina auf Vergleich

Chloé Lopes Gomes: »Tänzerin, keine Anti-Diskriminierungs-Trainerin«
Foto: Odd Andersen / AFPNach Rassismusvorwürfen und einem nicht verlängerten Vertrag haben sich die Balletttänzerin Chloé Lopes Gomes und das Berliner Staatsballett vor dem Bezirks-Bühnenschiedsgericht in Berlin auf einen Vergleich geeinigt. Demnach wird der Vertrag der Tänzerin um ein Jahr verlängert, zudem erhält sie einmalig 16.000 Euro.
Der SPIEGEL hatte im vergangenen Jahr als Erstes über Vorwürfe des Ensemblemitglieds Lopes Gomes berichtet . Sie habe wiederholt rassistische Kommentare von der Trainingsleiterin gehört. »Sie sagte, das Staatsballett hätte mich nicht engagieren sollen, weil ich eine Schwarze bin«, sagte die Französin. Eine Schwarze in einem »Corps de ballet« sei nicht ästhetisch, nicht homogen. Für eine »Schwanensee«-Vorstellung sei sie aufgefordert worden, sich weiß zu schminken.
Lopes Gomes, deren Vertrag nach der aktuellen Spielzeit auslaufen sollte, hatte gegen diese Nichtverlängerung geklagt. Weil sie aus rassistischen Gründen benachteiligt worden sei, hatte die Ballerina eine Rückkehr in die Compagnie für zwei Jahre und eine Entschädigungszahlung gefordert.
Das Staatsballett hatte wegen der Rassismusvorwürfe bereits Konsequenzen angekündigt; jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus seien in der Compagnie nicht tragbar, hieß es.
Die Verhandlung musste mehrmals unterbrochen werden, damit sich die Parteien auf eine Lösung des Konflikts einigten. Unruhe kam im Saal auf, als Interims-Intendantin Christiane Theobald der Ballerina vorschlug, sich an dem neuen »Diversity-Projekt« des Staatsballetts als Expertin zu beteiligen. Worin genau das bestehe, wurde nicht weiter ausgeführt. Das Haus befinde sich in einer Umstrukturierung, so Theobald. Lopes Gomes sei Tänzerin, keine Anti-Diskriminierungs-Trainerin, hieß es aus den hinteren Reihen des Gerichtssaals. Schließlich fand sich der Vorschlag nicht in dem Gerichtsvergleich wieder.
Ob und wie Lopes Gomes weiterhin mit der Balletttrainerin zusammenarbeiten müsse, der sie Rassismus vorwirft, wurde nicht geklärt. Vor Gericht hieß es, die Trainigsleiterin habe die von Lopes Gomes geschilderten Situationen anders dargestellt, sich aber dennoch entschuldigt. Ihr Arbeitsverhältnis sei nicht beendet worden.