Staatsoper Hannover Hundekot-Attacke auf Kritikerin – Ballettchef suspendiert

Eine Rezension gefiel dem Ballettdirektor offenbar gar nicht: Nach seiner Hundekot-Attacke auf die Tanzkritikerin der »FAZ« muss Marco Goecke sein Amt in der Staatsoper Hannover vorerst abgeben – und erhält Hausverbot.
Suspendierter Ballettdirektor Goecke: Dem Haus »massiv geschadet«

Suspendierter Ballettdirektor Goecke: Dem Haus »massiv geschadet«

Foto: Bernd Weissbrod / picture alliance / dpa

Nach einer unliebsamen Zeitungskritik soll er die Autorin im Theater konfrontiert und sie mit Hundekot beschmiert haben – nun ist der Ballettchef des Staatstheaters Hannover, Marco Goecke, suspendiert worden. Er erhielt auch ein Hausverbot. Das teilte das Staatstheater Hannover am Montag mit.

Davon hatte zuvor bereits unter anderem die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« berichtet . Demnach habe Goecke »durch seine impulsive Reaktion« gegenüber der Journalistin »gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen«. Er habe »dem Staatsballett massiv geschadet«. Man erwarte von Goecke eine Entschuldigung in den nächsten Tagen.

Glaubt man Goeckes jüngsten Äußerungen auf Instagram, ist diese allerdings nicht zu erwarten. Dort äußerte eine Nutzerin Verständnis für dessen Verärgerung über die Kritik. Goeckes Reaktion: »Sehr richtig!!! Vielen Dank!! Nach 20 Jahren diese Scheiße lesen war das Maas voll!!« Als ein anderer Nutzer anmerkte, negative Kritiken gehörten dazu, wütete Goecke: : »Nein!! Gehört nicht dazu! Nicht in dieser Art! Ich arbeite seit 25 Jahren, und schlechte Kritiken sind mir egal!! Aber es gibt Grenzen! Das würde sich niemand, der ein Geschäft hat, gefallen lassen.«

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Polizei ermittelt wegen Körperverletzung und Beleidigung

Zuvor hatte bereits die Polizei Hannover Ermittlungen gegen Goecke eingeleitet. Es gehe dabei um den Vorwurf der Körperverletzung und Beleidigung, sagte eine Polizeisprecherin in der niedersächsischen Landeshauptstadt am Montag.

Nach Angaben der Betroffenen hatte Goecke sie am Samstag während einer Pause der Premiere zu einem neuen Ballettstück im Foyer des Theaters verbal konfrontiert und ihr anschließend Hundekot ins Gesicht geschmiert. Auch die Staatsoper bestätigte den Vorfall.

Die Kritikerin arbeitet für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, die das Geschehen öffentlich machte. Das Blatt schrieb  von einem »demütigenden Akt« und einer »Grenzüberschreitung«, die das »gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik« offenbare. Es sei umgehend Strafanzeige erstattet worden.

Intendantin entschuldigte sich für Goecke

Der Zeitung zufolge warf Goecke der Kritikerin vor seiner Attacke in einem verbalen Streitgespräch vor, für Abonnementskündigungen verantwortlich zu sein. Der Ballettchef sei ihr persönlich bis dahin nicht bekannt gewesen.

Die Staatsoper bestätigte in einer Erklärung im Internet einen Vorfall, bei dem eine Kritikerin »in ihrer persönlichen Integrität verletzt« worden sei. Intendantin Laura Berman habe sich umgehend bei der Betroffenen persönlich entschuldigt und dies auch öffentlich getan. Gegen Goecke würden deshalb nun arbeitsrechtliche Schritte geprüft, hieß es in deren Mitteilung weiter.

»Die Staatsoper Hannover ist ein offener Ort des respektvollen Miteinanders und Austausches«, erklärte das Theater weiter. Zugleich rief es zur Mäßigung auf. »Wir sind der Meinung, dass nun Ruhe und Sorgfalt geboten sind.« Nach der arbeitsrechtlichen Prüfung werde die Leitung des Hauses gemeinsam beraten und »dann in dieser internen Personalsache agieren«.

Das Geschehen ereignete sich den Angaben zufolge am Samstagabend während der ersten Pause der Premiere des Ballettabends »Glaube – Liebe – Hoffnung« im Foyer der Staatsoper. Laut Polizei erschien die 57-jährige Kritikerin anschließend auf einem Polizeirevier in der Innenstadt von Hannover und erstattete Anzeige.

Die Ermittlungen in dem Fall stünden noch am Anfang, fügte die Sprecherin hinzu. Der Hundekot sei nicht gesichert worden. Für die Ermittler stünden nun Zeugenaussagen im Mittelpunkt. Vernehmungen hätten noch nicht begonnen.

Goecke ist seit 2019 Chefchoreograf und Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover, das zur dortigen Staatsoper gehört. Der 50-Jährige entwickelte nach Angaben des Theaters im Laufe seiner Karriere bereits mehr als 60 Choreografien, die zum Repertoire von Ballettbühnen von Paris über Berlin bis Zürich gehörten. Im vergangenen Jahr erhielt er den Deutschen Tanzpreis.

feb/dpa
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