Gestorben Tamara Trampe, 78

Christian Schulz / DAVIDS
Ihre Filme sollten Pflichtlektüre an den Filmschulen werden, hieß es in der Laudatio, als sie im September 2021 mit dem Ehrenpreis des Verbands der deutschen Filmkritik ausgezeichnet wurde. Man könne nämlich daraus lernen, »wie aus einem Stoff eine Erzählung wird, wie sich Schicksale darin langsam aufblättern«. Dabei kam Tamara Trampe spät zum Filmemachen. Ihr Debüt, den Dokumentarfilm »Der schwarze Kasten«, veröffentlichte sie mit fast 50 Jahren. Zuvor hatte sie 20 Jahre lang als Dramaturgin bei der Defa in der DDR gearbeitet. Mit der Wende fing Trampe an, selbst Regie zu führen – und Schicksale aufzublättern. Sie erzählte von einem überzeugten Stasioffizier und russischen Heimkehrern aus dem Tschetschenienkrieg, aber auch von einem Komponisten, der bei gehörlosen Eltern aufgewachsen war. In ihrem vierten und nun letzten Film, »Meine Mutter, der Krieg und ich« von 2014, griff sie ihr eigenes Leben auf, das auf so unwahrscheinliche Weise begonnen hatte: 1942 auf einem Schneefeld in der Sowjetunion, mitten im Krieg wurde sie als Tochter einer russischen Krankenschwester geboren. Als sie sieben Jahre alt war, zog die Familie in die DDR. Trampe studierte Germanistik und arbeitete als Journalistin, bevor sie bei der Defa anheuerte. Ihre Arbeit als Dramaturgin und Beraterin führte sie später eigenständig weiter. Rund 90 Filme soll sie betreut haben, die letzten bis kurz vor ihrem Tod. Tamara Trampe starb am 4. November in Berlin an Krebs.