Theater: England erfüllt sich einen Traum
Hundert Jahre war es der Traum der Nation; nun steht er, klotzig in Beton gegossen, wie ein »kastrierter Le Corbusier« ("Newsweek") in Londons Kulturgetto am südlichen Themse-Ufer: England hat endlich sein »National Theatre«. Drei Schauspielbühnen -- technisch hoch gerüstet und akustisch perfekt -- beherbergt der 75-Millionen-Mark-Neubau. Eine davon, das kleine Lyttelton Theatre, hat Regisseur und »National«-Prinzipal Peter Hall letzte Woche mit »Hamlet« eröffnet. Die größte, nach Sir Laurence Olivier benannte Spielstatt (1160 Sitze) soll im Herbst in Betrieb genommen und Forum der großen Tragödie werden. Kritiker sind mit dem Kunst-Palast schon heftig ins Gericht gegangen: Auf den Dramatiker Peter Nichols wirkt er wie eine »Kathedrale zur Verkündigung letzter Wahrheiten«; John Osborne hatte schon dem Projekt den roten Hahn aufs Dach gewünscht.