Theatralisches Sündenbabel
Im Wiener Burgtheater, vor vier Monaten, standen die Zeichen auf Skandal, angereizt durch kirchliche Proteste gegen Peter Turrinis Passionsstück »Tod und Teufel«. Doch bei der Uraufführung (Regie: Peter Palitzsch) verpuffte die Provokation. Allzu vorsätzlich hatte diesmal der grimmige Moralist Turrini allerlei Reizthemen - alten Nazismus und neuen Nazismus, Jugendarbeitslosigkeit und Prostitution, Ausländerhatz und staatlich gesegneten Waffenexport - zusammengeballt zu einem Panoptikum, das einen verwirrten Dorfpriester dazu treibt, sich selber zu kreuzigen. Nun kommt »Tod und Teufel« auf bundesdeutsche Bühnen, erst im Hamburger Schauspielhaus (Regie: Wilfried Minks), dann im Berliner Schiller Theater (Regie: Alfred Kirchner): Da mag sich zeigen, ob Turrinis katholischer Sündenfuror auf protestantischem Terrain mehr Wirkung macht.