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MODE Tips für Leitende

Frauen, die Direktorensessel erklimmen wollen, sollen sich so neutral kleiden wie Männer, die schon darauf sitzen -- so der Rat von zwei amerikanischen Karriere-Experten.
aus DER SPIEGEL 10/1978

In einem gut geschnittenen Kostüm aus Rock und Jacke«, erläutert John Molloy, Autor des Buches »The Woman's Dress for Success"*, »ist es leichter, Anordnungen zu geben und sie ausführen zu lassen.«

Und Michael Korda, Autor der Karriere-Fibel »Success"**, hat beobachtet, daß erfolgreiche Frauen bei ihrer Arbeit »einfach Kleidung bevorzugen, die keine Kommentare auslöst«. n Großbanken beispielsweise, so weiß Korda, »laufen nur noch die Schaltermädchen in Jeans und T-Shirts herum.« Wer Abteilungsleiterin oder Prokuristin werden wolle, »trage Kostüme« und höchstens an heißen Sommertagen Hemdblusenkleider mit langen Ärmeln.

Solch uniformer Anblick der oberen Damenriege gilt dem 43 jährigen Korda denn auch als »der süße Look des Erfolgs«.

Der Look ist freilich eher trist. So will Karriere-Berater Molloy nur graue, marineblaue und notfalls beige Kostüme aus Wolle oder Leinen erlauben, darunter weiße, kremfarbene, hellbis dunkelblaue und allenfalls noch rostbraune Blusen. Transparenz oder tiefe Einblicke sind verpönt, höchstens

* John Molloy: »The Woman's Dress for Succeas Book«. Follett Publishing Company, Chicago; 192 Seiten; 9,95 Dollar.

** Michael Korda: »Success«.

Random Hause, New York; 252 Seiten; 8,95 Dollar.

zwei Knöpfchen dürfen am Hals offenstehen.

Seine Ratschläge filtert Mister Molloy aus Tests und Computer-Analysen, die er im Auftrag von US-Konzernen unternimmt. Er nennt sich stolz Amerikas ersten »Garderoben-Ingenieur«, und Spitzenmanager in den SA sind auf seine Bekleidungs-Tips abonniert.

Molloys »Anzieh«-Buch für »den erfolgreichen Mann« wurde ein Bestseller, und so bietet er jetzt den Frauen seine Dienste an, die in den Business-Olymp drängen: Ein Drittel der Absolventen von amerikanischen Business-Universitäten sind mittlerweile weiblichen Geschlechts.

Vorsorglich warnt Molloy die Damen, sich im Übereifer haargenau wie jene hohen Herren anzuziehen, denen sie die Posten streitig machen wollen. »Der Nadelstreifen, das höchste Statussymbol für Männer«, hat er erforscht, »wirkt sich bei Frauen negativ aus.«

Vor allem räumt er den Irrtum aus, daß Kleidung auch auf den Direktionsetagen dazu dienen sollte, eine Lady zu verschönen. Das solide Kostüm, mit Pumps, hautfarbenen Strumpfhosen und einem Seidentuch am Hals -- Molloy: »Aber um Himmels willen keins mit Designer-Initialen!« -- soll der Dame Autorität, Ausstrahlung und Selbstvertrauen verleihen. Mit welch eleganter Attitüde sich solche Büro-Kluft tragen läßt, beweist etwa Francine Crescent, Chef redakteurin des Mode-Journals »Vogue«.

Kleider sollen weibliche Aufsteiger mi Büro möglichst überhaupt nicht anziehen, es sei denn, mit einer passenden Jacke. »Kleider haben den Nachteil«, warnt Molloy, »daß sie zu oft sexy sind.« Denn verführerisch dürfe die Karrierefrau keinesfalls sein. »Sich für Business anziehen und sexuell attraktiv sein«, urteilt Molloy, »schließen einander aus.« Von den Pasteilfarben, die nahezu alle verpönt sind, muß die Aufsteigerin besonders Rosa meiden, »weil es reizvoll auf Männer wirkt«.

Selbst der flotte Korda, der sich seiner Gucci-Schuhe aus Lackleder rühmt, warnt vor »unangenehmen Situationen durch sexuell attraktive Kleidung« und beschwört die Damen: »Sie haben genug Probleme, als Frau ihren Weg nach oben zu machen. Sie brauchen sie nicht durch ihre Kleidung zu vermehren.« Auch auf Kordas Verbots-Index stehen: helle, leuchtende Farben, enge Hosenanzüge, tiefe Ausschnitte und Jeans.

Freilich, nach Dienstschluß gehört auch für die Karrierefrau ihr Bürokostüm auf den Bügel. »So ein Kostüm vermittelt Autorität und eine starke Präsenz«, erläutert Molloy. »Aber das ist es ja nicht, was Frauen auf einer Cocktailparty zur Schau stellen wollen.«

Daß die firlefanzige Mode der letzten Jahre kaum edle Kostüme auf den Markt brachte, bedauern beide Experten. »Die Industrie trägt der Tatsache noch keine Rechnung«, moniert Korda, »daß Frauen ebenso solide Business-Kleidung brauchen wie Männer.«

Molloy freut sich schon jetzt auf das Wehgeschrei der Modeindustrie, wenn die Frauen seine Business-Uniform akzeptieren sollten. »Die Mode-Industrie wird das«, frohlockt er, »als eine Bedrohung ihrer Vorherrschaft über die Frau auffassen und aufheulen.« Molloy verficht ohnehin eine goldene Regel -- nie eine neue Mode sofort tragen, immer ein halbes Jahr abwarten.

Molloy hat auch das ganze Modezubehör auf Karrierefähigkeit geprüft. Danach dürfen Büstenhalter keine Brustwarzen abzeichnen, Trenchcoats zwar mit Pelz gefüttert sein, Pelzmäntel dagegen nicht ins Büro getragen werden. »Für eine Frau im Pelzmantel«, notiert er, »ist es schwierig, eine Verhandlung mit einem männlichen Partner zu führen.« Und fügt zum Segen der Kürschner hinzu: »Aber für die Gattin eines Direktors ist der Nerz eine exzellente Wahl.«

Armbanduhren sollen unverziert sein, Schmuckstücke nicht klappern und baumeln. »Das nützlichste Schmuckstück für eine gehobene Angestellte«, weiß Molloy, »ist der Ehering.«

Große Wichtigkeit mißt er hingegen goldenen Füllern und goldenen Schreibstiften zu. Unter keinen Umständen soll eine leitende Lady einen billigen Kugelschreiber in Gegenwart von anderen zücken. Molloy: »Selbst dann nicht, wenn die Leute, mit denen sie verhandelt, einen benutzen.«

Aber das wichtigste Zubehör für die Karrierefrau ist, für beide Experten, das Akten-Köfferchen. »Wenn Sie in der Wall Street eine Dame ohne Aktenkoffer sehen«, schärft Molloy den Ehrgeizigen ein, »können Sie sicher sein, daß es keine hohe Angestellte ist.« Und der »Anblick einer Handtasche auf dem Bürotisch«, so weiß wiederum Korda, »macht Männer nervös«.

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