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INTERNET Trojanows Pferd

aus DER SPIEGEL 12/1997

Die Zukunft lauert dunkel und bedrohlich: Über eingemauerte Straßen donnern Lastwagen voll kontaminierter Fracht. Ob Sexualtriebtäter, Leistungsverweigerer, Chemiemüll oder Atomabfall - alles muß »ausgeschafft« werden. »Autopol« heißt die Welt in dieser spätkapitalistischen Zeit, und die Welt ist Gift. Die dunklen Visionen, die der Autor Ilija Trojanow in seinem Thriller »Autobahnwelt« ausbreitet, sind so bedrohlich wie betulich. Denn sein Blick nach vorn endet im Pessimismus der Vergangenheit - Huxley läßt grüßen. Das Besondere: Trojanow, 32, schreibt in einem Medium, das als Inbegriff der schönen neuen Medienwelt gehandelt wird, im Internet. Der Jungautor, dem mit einem konventionellen Buch ein beachtlicher Erstlingserfolg gelang ("Die Welt ist groß und Rettung lauert überall"), schreibt im Auftrag der ZDF-Sendung »Aspekte« eine »Novel in Progress«, den Fortsetzungsroman für ein vernetztes Publikum. Unter www.zdfmsn.de kann man dem Autor über die Schulter schauen: Griesiggraue Fotos geben die Stimmung vor für eine Prosa, die zwischen schwarzem Kulturpessimismus und glatten Fehlleistungen schwankt ("schnupper regenbogen schnupper"). Trojanows Pferd - er versteckt eine ganz alte Geschichte im Bauch des Cyber-Raums. Oder wie er sagen würde: »eine beule verwirrung«.

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