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Mystery-Serie "Akte X": Mit Taschenlampen gegen Aliens

Foto: Film_ipol/ picture-alliance / dpa

"Akte X"-Heldin Smart, souverän, schön, Scully

In den Neunzigern hatte die Superagentin Dana Scully mit dem No-Bullshit-Blick ihr Skalpell, ihre Waffe und ihren FBI-Partner im Griff. Ihr verdanken wir moderne Serienheldinnen von heute. Am Sonntag startet in den USA die neue Staffel.

Eine Dana Scully fackelt nicht lange, wenn Ufos auf einer geheimen Militärbasis herumlasern und ihr Agentenpartner Fox Mulder von US-Soldaten verschleppt wird. Ein Tritt, ein Klammergriff, ein Schwenk mit der Waffe, und schon hat die FBI-Ermittlerin ihren Verfolger überwältigt.

Scully: "Sie nehmen jetzt sofort Ihr Walkie-Talkie und finden heraus, wo Mulder ist!

Verfolger (schnaufend): "Ich glaube nicht, dass ich das kann".

Scully: "Oh doch, das können Sie."

Spätestens diese Szene in Staffel 1, Folge 2, der Mystery-Serie "Akte X" machte klar: Scully (Gillian Anderson) sollte mehr sein als nur ein föhnfrisierter Sidekick für Mulder (David Duchovny). Von 1993 bis 2002 löste das Agentenduo die "Unheimlichen Fälle des FBI", und Scully rettete Mulder ebenso häufig aus Feindeshänden wie er sie.

Mehr als zwanzig Jahre nach der Erstausstrahlung sind Mulder und Scully zurück - am Sonntag startet die Neuauflage von "Akte X" in den USA, in Deutschland am 8. Februar.

Smart, souverän, schön: Scully

Die Originalserie löste damals einen Mystery-Boom aus. Vor allem aber brachte sie eine der spannendsten weiblichen Fernsehfiguren der Neunziger hervor. Der Charakter der skeptischen Gerichtsmedizinerin Scully mit No-Bullshit-Blick inspirierte nachfolgende Serien mit einflussreichen Frauen ("Buffy", "CSI", "Fringe", "Bones"). Inzwischen gibt es viele Hauptdarstellerinnen, die nicht nur schön, sondern auch smart und souverän sind, siehe "Homeland", "House of Cards" oder "Scandal".

Doppelt geföhnt hält besser: Ermittlerduo Scully und Mulder

Doppelt geföhnt hält besser: Ermittlerduo Scully und Mulder

Foto: ddp images

Vor zwanzig Jahren waren überzeugende Protagonistinnen noch nicht selbstverständlich. Mitte der Neunziger hatte man serientechnisch die Wahl zwischen aufgebrezelten Teenagern ("Beverly Hills 90210", ab 1990), Sitcom-Stars ( "Friends", ab 1994) oder einer goldbeschnallten Fantasy-Kämpferin ("Xena", ab 1995).

So paradox es klingen mag - aber mit Scully, die in Businesskostüm Schleimmonster, Alien-Mensch-Hybride, Supersoldaten, Parasiten, Satanisten, Seeungeheuer, Gestaltwandler, Feuerteufel, Gedankenleser, Serienmörder, Kannibalen, Roboter-Kakerlaken oder Killer-Computer jagte, gab es endlich eine Frau im TV, die man ernst nehmen konnte.

Entsetzliche Work-Life-Balance

Zwar taugte ihr Alltag nur bedingt als Vorbild. Schließlich hatte sie eine entsetzliche Work-Life-Balance und praktisch null Privatleben. Aber sie wurde bewundert und respektiert, in der Serie von Ermittlerkollegen, vor dem Bildschirm von ihrer Anhängerschaft.

Scully hielt Träumer Mulder wissenschaftliche Tatsachen entgegen ("Mulder, NEIN.") und hinterfragte alles, gemeinsam deckten sie ein Verschwörungskartell der US-Regierung auf. Niemand bog geschmeidiger um Häuserecken, untermalt mit Gruselankündigungsmusik, die Waffe umklammert. Sogar beim Leichensezieren schaute man Scully gern zu. Für viele Zuschauerinnen war Dana Scully der girl crush der Neunziger.

Einmal Y-Schnitt, bitte: Scully bei einer ihrer zahlreichen Autopsien

Einmal Y-Schnitt, bitte: Scully bei einer ihrer zahlreichen Autopsien

Foto: Twentieth Century Fox

Gegen Ende der Originalserie gingen Mulder und Scully sogar so etwas wie eine Beziehung ein (im Reboot sollen sie wieder als Freunde auftreten ). Doch Serienschöpfer Chris Carter inszenierte Scully nie übersexualisiert oder als die "Frau an Mulders Seite", sondern als loyale, aber eigenwillige Profi-Agentin. Und auch wenn Duchovny im Vorspann zuerst genannt wurde und zu Beginn eine höhere Gage bekam als Anderson , war Scully eigentlich die interessantere Figur.

Ihre Rolle entwickelte sich stärker als die ihres Serienpartners: Im Laufe der Jahre machte Scully eine Raumschiff-Entführung durch, entdeckte einen Computerchip in ihrem Körper, wurde sterbenskrank, erholte sich davon und gebar ein Baby, das sie nach Ärztemeinung gar nicht hätte empfangen können.

Schauspieler Duchovny, Anderson heute: Zurück zu den X-Akten

Schauspieler Duchovny, Anderson heute: Zurück zu den X-Akten

Foto: Richard Shotwell/ AP/dpa

Während sie sich in der Pilotfolge noch ängstlich an Mulders Schulter schmiegte, wurde sie rasch seine wichtigste Vertrauensperson - und sein Korrektiv, wenn er sich in Paranoia verrannte. "Scully verschwendete ihre Zeit nicht mit Jungs und Make-up, sie löste grausige Verbrechen und rockte dabei", schrieb "The Toast"  in einer "Ode an Scully".

Ist die Fortsetzung nun eine gute Idee? Das Original starb wegen des Rückzugs von Duchovny und mangels Zuschauern einen langsamen Serientod. Die Neuauflage soll actionreicher daherkommen und die im Grunde ruinierten Existenzen von Mulder und Scully möglichst überraschend weiterspinnen. Erste Kritiken der Pilot-Episode fielen verhalten aus .

Der Trailer zur X-Files-Wiedergeburt  verspricht nette Spezialeffekte und Drama-Szenen zwischen den Hauptdarstellern. Von der kühlen Heldinnenhaftigkeit der Ur-Scully ist in der Zwei-Minuten-Vorschau allerdings wenig zu spüren.

Sie rennt, schreit, schaut entsetzt und flüstert im Schein eines Ufo-Strahlers "Das ist nur der Anfang". Hoffentlich ist das nicht alles, was die Serienmacher von Scully übrig gelassen haben.

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