Neuer ARD-Vorsitzender Gniffke »Vielleicht können wir besser werden«

ARD-Chef Gniffke: »Menschen Gesicht und Stimme geben«
Foto: Bernd Weißbrod / dpaDer neue ARD-Vorsitzende Kai Gniffke will die Vielfalt von Positionen im Senderverbund stärken. »Wann immer wir den Eindruck haben, dass Menschen sich übersehen fühlen, dann ist es unsere Aufgabe, diesen Menschen Gesicht und Stimme zu geben«, sagte Gniffke der »Schweriner Volkszeitung«.
Es zähle zum Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags, der Vielfalt in Deutschland Gehör zu verschaffen. Das gelte besonders in Bezug auf Ostdeutschland. Gniffke: »Vielleicht können wir besser werden, auch 30 Jahre nach der Einheit, die immer noch existierende Unterschiedlichkeit in der Wahrnehmung der Wirklichkeit besser zu verstehen und abzubilden, ohne den Verdacht zu erwecken, dass wir Menschen erziehen wollen.«
Die Menschen seien »klug genug, sich ihre eigene Meinung zu bilden«. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik daran gegeben, dass öffentlich-rechtliche Sender angeblich nicht ausgewogen genug berichten.
Affäre um Patricia Schlesinger
Nach einer Spesenaffäre um die vormalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger in diesem Jahr war die ARD in eine schwere Krise geraten. Gniffke unterstrich die Notwendigkeit einer Reform des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes. »Die ARD muss sich selbst reformieren«, sagte er. (Lesen Sie dazu auch die aktuelle SPIEGEL-Story) .

Ex-RBB-Intendantin Schlesinger: Fristlos entlassen
Foto: Britta Pedersen / dpaGniffke betonte, man wolle »den deutschen Markt mit seinen Menschen nicht ausländischen Techkonzernen überlassen.« Jedes Land habe eine mediale Lebensader. »Die soll nicht abhängig sein von den Launen Elon Musks oder den chinesischen Algorithmen bei TikTok.« Elon Musk ist der Chef von Twitter, TikTok eine Social-Media-Plattform, auf der kurze Videoclips geteilt werden.
Die deutsche Landschaft aus Verlagen, öffentlich-rechtlichen und kommerziell betriebenen Medien ist nach Gniffkes Auffassung »das beste Mediensystem der Welt«. Wer sich in anderen Ländern dem Medienkonsum hingegeben habe, erkenne das große Potenzial im deutschen Mediensystem.
Zu Jahresbeginn löste Gniffke den WDR-Intendanten Tom Buhrow als ARD-Vorsitzenden ab. Buhrow hatte das Amt seit dem Rücktritt der fristlos entlassenen RBB-Intendantin Schlesinger Anfang August übergangsweise inne. In der ARD sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zusammengeschlossen.