ARD-Doku "Der Lidl-Check" schafft Sensations-Quote

Mehr als sechs Millionen Zuschauer für eine Dokumentation? So ein Ereignis könnte öffentlich-rechtliche Programmplaner zum Umdenken anregen. "Der Lidl-Check" bescherte der ARD eine Traumquote - und verwies sogar den RTL-Platzhirsch "Wer wird Millionär?" auf die Ränge.
Szene aus "Der Lidl-Check": Kritische Haltung beschert Top-Quote

Szene aus "Der Lidl-Check": Kritische Haltung beschert Top-Quote

Foto: A2411 Norbert Försterling/ dpa

Hamburg - Dokumentationen? Öffentlich-rechtlichen Programmplanern treibt dieser Begriff normalerweise die Schweißperlen auf die Stirn. Da das Genre als Garant für Quotenleichen gilt, versendet man entsprechende Formate gerne spät in der Nacht. Dann, wenn sowieso niemand guckt.

Umso größer dürfte das Erstaunen und die Freude beim Ersten sein, dass man am Montag zur besten Sendezeit ausgerechnet mit einem explizit journalistischen Beitrag Top-Quoten einfuhr: Den Film "Der Lidl-Check", ARD-Auftakt der vom WDR produzierten "Markencheck"-Reihe, wollten sensationelle 6,3 Millionen Zuschauer sehen; das entspricht einem Gesamtmarktanteil von 18,5 Prozent. Beachtlich auch der Anteil 14- bis 49-Jährigen: 2,2 Millionen Menschen (17,0%) aus dieser heiß umworbenen Zielgruppe schalteten ein.

Der Erfolg von "Der Lidl-Check" ist kein Zufallstreffer, denn das Konkurrenzprogramm an diesem Montag war ausgesprochen stark. RTL zeigte ab 20.15 Uhr sein Quiz "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch, eigentlich der Quoten-Platzhirsch am Montagabend - der aber mit sechs Millionen Zuschauern und einem Gesamtmarktanteil von 15,5% hinter sonstigen Ergebnissen zurückblieb. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen sah es nicht besser aus: Nur zwei Millionen (15,5%) schauten zu.

Das ZDF schickte am Montag die prominent besetzte und groß beworbene Bestsellerverfilmung "Das Kindermädchen" ins Feld - und brachte es mit ihr auf 6,7 Millionen Zuschauern und einen Gesamtmarktanteil von 19,7 Prozent. Das reichte für den Tagessieg.

Den Erfolg von "Der Lidl-Check" kann das jedoch nicht schmälern. In den nächsten zwei Wochen wird die Reihe mit kritischen 45-Minütern über McDonald's und H&M fortgesetzt, auch die laufen zur Primetime. Zieht man in Betracht, dass diese Marken bei den jungen Zuschauern noch präsenter sind, könnte es sogar noch eine Steigerung der Quote geben.

Werden öffentlich-rechtliche Programmplaner jetzt eventuell umdenken - und auch in der Primetime stärker auf Doku-Formate setzen?

cbu
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