ARD-Film Rommel-Familie empört über "Wüstenfuchs"-Drehbuch

"Wüstenfuchs" Erwin Rommel: "Quasi stellvertretend für die ganze Nation"
Foto: A0001 UPI/ dpaWie nah war Rommel Hitler und der Nazi-Ideologie? Wie nah war er dem Widerstand? Auch mehr als 60 Jahre nach dessen Selbstmord beschäftigt diese Frage Historiker und erregt Gemüter: Der langjährige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel, 82, und seine Familie haben jetzt laut SPIEGEL-Informationen scharfe Kritik am Drehbuch eines ARD-Films über Rommels Vater, den Generalfeldmarschall Erwin Rommel, geübt. Vorrangig geht es um die Frage, ob die Entwicklung der Person Rommel genügend herausgearbeitet worden sei. Rommel, dem sein Einsatz im Nordafrika-Feldzug den Namen "Wüstenfuchs" einbrachte, hatte Hitler zunächst bewundert und war im Laufe des Zweiten Weltkriegs von ihm abgerückt. 1944 wurde er von Hitler zum Selbstmord gezwungen.
In einem Brief, den Manfred Rommels Frau im Namen ihres seit Jahren an Parkinson erkrankten Mannes an SWR-Intendant Peter Boudgoust geschrieben hat, heißt es: Es könne Boudgoust nicht recht sein, "bei jeder Ankündigung des Films in den diesbezüglichen TV-Illustrierten zu lesen, dass der Filmheld aufreißerisch als ein Günstling, Emporkömmling und Nazi-Verbrecher tituliert wird. Das stimmt doch einfach nicht. Das sind Lügen". Und weiter: "Ja, er schätzte Hitler am Anfang, weil dieser ein Freund der Armee war, aber die gegenseitige Wertschätzung fand ein jähes Ende mit dem 'Sieg oder Tod!'-Befehl Hitlers vor El Alamein, als Rommel eigenmächtig den Rückzug antrat und vielen das Leben rettete."
Vorige Woche hatten sich Manfred Rommels Tochter Catherine mit dem Produzenten Nico Hofmann und der SWR-Fernsehfilmchefin Christine Strobl getroffen, weitere Gespräche sollen folgen. Die Dreharbeiten zu dem von Hofmanns Firma Teamworx produzierten Film haben inzwischen in Frankreich unter der Regie von Niki Stein ("Der Mann im Strom") begonnen. Die Titelrolle in "Rommel" spielt Ulrich Tukur, in weiteren Rollen sind Benjamin Sadler, Thomas Thieme und Aglaia Szyszkowitz zu sehen. Der Film ist eine Koproduktion des SWR mit der Degeto, dem BR, ORF und Beta Film für das Erste. Regisseur Stein, der auch das Drehbuch schrieb, sagte laut einer Pressemitteilung , es gehe ihm um den Konflikt "des Menschen Erwin Rommel, der quasi stellvertretend für eine ganze Nation steht: Nämlich das allmähliche und (zu) späte Erkennen, dass der, dem man leidenschaftlich gedient hat, ein Verbrecher ist."