ARD und ZDF
Beck will Verjüngungspläne durchkreuzen
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck plädiert dafür, die Digitalkanäle von ARD und ZDF einzustellen. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten Prioritäten setzen und anderes sein lassen. Dabei will sich das ZDF gerade mit den Spartenprogrammen ein jugendlicheres Image verpassen.
In zahlreichen Gremien vertreten: Ministerpräsident Kurt Beck
Foto: Carsten Rehder/ dpa
Mainz/Hamburg - Die Reaktionen auf den Start der umgebauten Digitalprogramme des ZDF waren verheißungsvoll. "Wer hätte gedacht, dass sich ein quasi staatlicher Fernsehbetrieb aufmacht, (...)Forum der web- und popkulturell-ausgerichteten Jugend in Deutschland zu werden?", staunte die "Süddeutsche Zeitung" über den Kanal ZDF Kultur mit seinem Musikschwerpunkt. ZDF Neo wiederum zeigt bejubelte US-Serien wie "Mad Men" und beeindruckt mit Programmexperimenten wie dem TV Lab. Doch wenn es nach Kurt Beck ginge, könnte mit diesen Schritten zu auf das jüngere Publikum bald Schluss sein.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident hat die Einstellung mehrerer Digitalkanäle von ARD und ZDF vorgeschlagen. Es komme darauf an, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk "zeitgemäße, den finanziellen wie programmlichen Herausforderungen entsprechende Strukturen" schaffe, sagte Beck dem Fachmagazin "Promedia" (Januar-Ausgabe 2012). "Insofern könnte ich mir vorstellen, dass ARD und ZDF zunächst ihre Infokanäle aufgeben und Phoenix als gemeinsamen Ereignis- und Dokumentationskanal stärken."
"Auch sehe ich keine Notwendigkeit, neben den hervorragenden Kultursendern Arte und 3sat zwei weitere öffentlich-rechtliche Kulturkanäle anzubieten", erklärte Beck, der auch Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder ist. Derzeit betreiben ARD und ZDF jeweils drei Digitalkanäle. Neben den jeweils zwei Info- und Kulturprogrammen gibt es die beiden Kanäle ZDFneo und EinsPlus, die vor allem jüngeres Publikum ansprechen sollen.
Becks Kollege in der Rundfunkkommission, der schleswig-holsteinische Staatskanzleichef Arne Wulff (CDU), hatte kürzlich gesagt, er halte es für "falsch, wenn sich die Anstalten immer mehr in Sparten verlaufen", auf Kosten des anderen Programms. Die SPD-Medienpolitiker Martin Stadelmaier und Marc Jan Eumann hatten in einem Gastbeitrag für die "SZ" gefordert, ZDF Neo solle "einen Marktanteil von etwa fünf Prozent anpeilen".
Kurt Beck beurteilte die Aussichten für künftige Gebührenerhöhungen zurückhaltend. ARD und ZDF seien gefordert, künftig stärker Prioritäten zu setzen. "Das bedeutet auch, von der einen oder anderen Aktivität Abstand zu nehmen. Gleichzeitig sehe ich derzeit keinen beitragssteigernden Spielraum für neue inhaltliche Vorhaben." Außerdem müssten die Verwaltungs- und Produktionsapparate der Öffentlich-Rechtlichen rationalisiert werden. Derzeit gehen Experten davon aus, dass die Rundfunkgebühr von 17,98 Euro im Monat mindestens bis Ende 2014 stabil bleibt. Bis dahin soll auch geprüft werden, wie sich die Umstellung auf die neue Haushaltsabgabe im Jahr 2013 auswirkt.