Eklat um Auftritt von Scholz und ProSieben-Moderatorin Linda Zervakis soll insgesamt 12.000 Euro vom Kanzleramt erhalten haben

Linda Zervakis und Olaf Scholz 2022 auf der re:publica
Foto: Annette Riedl / picture alliance/dpaSeit einigen Wochen steht die Fernsehmoderatorin Linda Zervakis für ein Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Digitalmesse re:publica in der Kritik. Die »taz« hatte enthüllt, dass der Auftritt im Sommer letzten Jahres unter zweifelhaften Bedingungen zustande gekommen war. Demnach habe Scholz selbst Zervakis als Interviewerin ausgesucht. Später wurde bekannt, dass die Moderatorin dafür Geld aus dem Bundeskanzleramt erhielt. Bislang war von einer Summe von gut 1100 Euro die Rede. Das Management bestreitet allerdings, dass es sich dabei um ein Honorar gehandelt habe, sondern stellt fest, dass es sich dabei um eine Kostenpauschale gehandelt habe.
Wie jetzt das Portal »t-online« berichtet, soll die Summe, die insgesamt aus Scholz’ Haus floss, um einiges höher gewesen sein. Demnach erhielt Zervakis im letzten Jahr insgesamt mehr als 12.000 Euro. Die Differenzsumme entfällt wohl auch auf die Moderation der Veranstaltung »Deutschland. Einwanderungsland – der Dialog für Teilhabe und Respekt!« im November letzten Jahres. Während ihrer Zeit als »Tagesschau«-Sprecherin bei der ARD bis ins Jahr 2021 erhielt Zervakis offenbar bezahlte Aufträge des Kanzleramts in Form von Moderationen des Nationalen Integrationspreises. Das geht demnach aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag hervor. Zervakis wird in der Aufstellung zwar nicht namentlich genannt, ist aber über das Datum der Veranstaltung identifizierbar.
»Bei den von Ihnen benannten weiteren Veranstaltungen ist Linda Zervakis als Moderatorin, nicht als Journalistin, tätig geworden«, teilte ihr Management auf Anfrage von »t-online« mit. »Für die Tätigkeit als Moderatorin hat sie ein Honorar erhalten. Linda Zervakis ist regelmäßig als Moderatorin von Veranstaltungen tätig und erhält hierfür ein Honorar.«
Der Auftritt von Zervakis und Scholz war im letzten Sommer von der Presse insgesamt kritisch aufgenommen worden. Zwar konnte es von der re:publica als Erfolg verbucht werden, dass der Regierungschef höchstpersönlich für ein Gespräch kam – bei diesem wurden dann aber weitgehend alle kritischen Fragen ausgeklammert.
Der SPIEGEL schrieb dazu: »Auf die eklatanten Defizite Deutschlands in der Digitalisierung angesprochen, antwortete der Bundeskanzler sinngemäß, es sei nicht alles schlecht.«
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass Linda Zervakis für ihr Gespräch mit Olaf Scholz auf der re:publica gut 1100 Euro Honorar aus dem Kanzleramt erhielt. Zervakis' Management stellt fest, dass es sich dabei um eine Kostenpauschale und nicht um ein Honorar gehandelt habe. Wir haben die Passage präzisiert.