Rassismusvorwürfe Bayerischer Rundfunk zeigt Blackfacing in Satiresendung

Es sollte eine Parodie auf Franz Josef Strauß sein – in Gestalt eines afrikanischen Diktators: Der BR hat im Satireformat »SchleichFernsehen« das verpönte Blackfacing genutzt. Betroffene reagieren fassungslos.
Foto: Screenshot / BR

Eine Satiresendung des Bayerischen Rundfunks (BR) steht nach einem Beitrag mit einem schwarz angemalten Darsteller in der Kritik. In der am Donnerstagabend ausgestrahlten Sendung »SchleichFernsehen« mimt der Satiriker Helmut Schleich einen schwarzen Despoten, der Deutschland Tipps im Umgang mit der Coronapandemie gibt. Er empfiehlt unter anderem, neben Shutdowns auch die Praxis des »Shut up« für Kritiker zu entwickeln – sie sollen »das Maul halten«, wird entsprechend untertitelt.

Schwarzes Gesicht mit Babykrokodil

Der Sketch ist wohl als Parodie auf Franz Josef Strauß gemünzt. Auch der frühere CSU-Chef war für seine derbe Aussprache bekannt und empfahl anderen schon mal, das Maul zu halten. Allerdings trägt Schleich keine Strauß-Insignien, sondern die Fantasieuniform eines Diktators und wedelt mit einem ausgestopften Babykrokodil hinter seinem Schreibtisch. Sein Gesicht ist schwarz angemalt.

Bei dieser als »Blackfacing« bezeichneten Maskerade treten weiße Schauspieler in der Rolle von Schwarzen auf. Sie hat einen rassistischen Ursprung – weiße Darsteller nutzten die Aufmachung in den »Minstrel Shows« des 18. und 19. Jahrhunderts, um sich über Schwarze lustig zu machen. Längst gilt »Blackfacing« als verpönt.

Im Netz sorgt die Nummer am Freitagmorgen für entsprechende Reaktionen. Der Journalist Malcolm Ohanwe schreibt, er sei »fassungslos«: »Bevor im Bayerischen Fernsehen ein Schwarzer Mann eine Sendung moderiert, malt sich die Redaktion lieber Schwarz an und verarscht afrikanische Staaten. Muss man das verstehen?«

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Der Marburger SPD-Politiker Liban Farah wünscht sich, mal eine Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu sehen, »ohne Angst zu haben, dass meine Vorfahren und ich rassistisch beleidigt werden«.

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Die Rapperin Lady Bitch Ray fragt ebenfalls auf Twitter , ob das Fernsehen es »nie lerne« und »Blackfacing-Bullshit« weiterhin ausstrahle. Und Moritz Kelber, Musikwissenschaftler an der Uni Bern, sieht den Beitrag als Beleg für »strukturellen Rassismus« .

»Scheut vor aberwitzigsten Kostümierungen nicht zurück«

Der Bayerische Rundfunk und Helmut Schleich haben auf die Kritik zunächst nicht reagiert. Die Sendung »SchleichFernsehen« läuft seit bald zehn Jahren im BR, einmal monatlich erscheint eine neue Ausgabe. Über das Format heißt es auf der Homepage des Senders, Schleich parodiere »die Mächtigen – und die, die es gerne wären«. Für seine Stücke scheue er »auch vor den aberwitzigsten Kostümierungen nicht zurück«.

Gleich zweimal waren in den letzten Wochen Rassismusvorwürfe gegen den WDR laut geworden. In der Talkshow »Die letzte Instanz« diskutierte eine Runde ausschließlich weißer Medienschaffender darüber, ob man noch rassistisch geprägte Wörter wie »Zigeunerschnitzel« benutzen dürfe. Und in der Karnevalssendung »Jet zo fiere! Das Beste aus der Verleihung des Ordens ›Wider den tierischen Ernst‹« war eine Passage mit schwarz geschminkten Menschen zu sehen.

Die »Wider den tierischen Ernst«-Sendung war eine Zusammenstellung von Ausschnitten alter Sendungen. Das Material stammt aus einer Karnevalssitzung aus dem Jahr 2010, wo möglicherweise das Bewusstsein dafür, dass die Technik des Blackfacing einen rassistischen Ursprung hat, in Deutschland noch nicht so ausgeprägt war.

mrc
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